Weihnachtsgrüße

Flipflops statt Winterstiefel

Nick Häusler unterstützt Schüler eines Internats in Paraguay, damit sie die weiterführende Schule besuchen und erfolgreich absolvieren können.

Nick Häusler ist mehr Kumpel als Lehrer oder Betreuer für die Jungs des Internats. Foto: privat

Dass ich die Winterstiefel und meine dicke Daunenjacke nicht in den Koffer packen muss, hab ich schon vor Beginn meiner großen Reise gewusst. Mit abgeschlossenem Abitur ging am 11. September mein Flug in Richtung Paraguay – das Land, in dem ich seit über drei Monaten leben darf.

Paraguay ist eins der zwei Binnenländer Südamerikas, etwas größer als Deutschland und für Touristen eher unattraktiv. Diese Tatsache ermöglicht mir, richtig in die Kultur des Landes eintauchen und die Einheimischen von einer ganz anderen Seite kennenlernen zu können.

Ausgesendet vom christlichen Hilfswerk „Kreuz des Südens“ darf ich mich ein halbes Jahr lang als Freiwilliger in verschiedenen Projekten einbringen, die Kindern und Jugendlichen gerechtere Chancen für die Zukunft bieten sollen.

Aktuell lebe ich mit acht Jungs zusammen im kleinen Städtchen Villa del Rosario inmitten wunderschöner Natur, etwa vier Autostunden von der Hauptstadt Asunción entfernt.

Die Teenager kommen aus sehr ländlichen Gebieten Paraguays, in denen sie keine Möglichkeit haben, eine weiterführende Schule zu besuchen. Das Internatsprojekt ist fast komplett spendenfinanziert und ermöglicht ihnen eine Bildungsgrundlage, um aus den meist ärmlichen Verhältnissen ihrer Eltern ausbrechen zu können.

Erst seit Kurzem haben die Jugendlichen Englisch in der Schule, weshalb ich morgens und nachmittags beim Lernen helfe und Unterricht gebe. Es ist schön, die Fortschritte zu beobachten, nachdem wir mit den absoluten Grundlagen wie „Hello, how are you?“ gestartet haben.

Auf dem ein Hektar großen Gelände gibt es immer etwas zu tun. Foto: privat

Den Rest des Tages verbringen wir viel damit, das ein Hektar große Grundstück in Schuss zu halten, denn am Haus und im Garten gibt es immer etwas zu arbeiten. Neben Bambus fällen und Wänden mauern bleibt noch genügend Zeit zum Kicken, Volleyball spielen, im Bach abkühlen gehen oder kleine Ausflüge zu machen.

Abends sitzen wir gerne noch beim Tereré trinken oder Mangos essen zusammen und genießen die angenehmen warmen Temperaturen. Neben den unglaublich leckeren Früchten direkt vom Baum gibt es auch sehr viel Fleisch zu den Mahlzeiten. Sollte ein Gürteltier oder die Rieseneidechse mal zur falschen Zeit am falschen Ort sein, fallen sie Steinschleuder und Machete zum Opfer und landen kurze Zeit später im Kochtopf.

Inzwischen sind wirklich gute Freundschaften zu den Paraguayern entstanden, für die ich sehr dankbar bin. Für mich ist es ein Privileg, in einem völlig fremden Land so herzlich aufgenommen zu werden. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen und kulturellen Einblicke mich in den nächsten Wochen noch erwarten und freu mich jetzt aber erst mal auf die Festtage.

Wie genau wir im bunten Treiben von Asunción feiern werden, weiß ich noch nicht – die Klänge meines Posaunenchors werde ich aber mit Sicherheit vermissen. Der ein oder andere Weihnachtsfilm, ein kleiner Adventskalender sowie besinnliche Gottesdienste helfen aber gewiss, um in weihnachtliche Stimmung zu kommen.

¡Muchos saludos y feliz navidad!

Nick Häusler

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