NÜRTINGEN. Wir befinden uns in Kairo: Der Triumphmarsch aus Giuseppe Verdis Aida eröffnete das Symphoniekonzert des Jugendsymphonieorchesters (JSO) der Musik- und Jugendkunstschule Nürtingen kürzlich in der Rudolf Steiner Schule. Schulleiter und Dirigent Albrecht Meincke nahm das Publikum bildlich mit in die ägyptische Hauptstadt, in die Szene, in der Radamès unter Jubel in die Stadt einzieht. Kraftvolle Blechbläser, strahlende Streicher und feierliche Rhythmen erfüllten den Saal. Besonders eindrucksvoll waren die sechs Ferntrompeten, die von der Empore die Motive aufgriffen und den Raum mit Klangtiefe füllten.
Mit Camille Saint-Saëns’ Cellokonzert Nr. 1 a-Moll op. 33 wandte sich das Programm der französischen Romantik zu. Lena Seyfang (Violoncello) meisterte die Herausforderung in den Solopassagen mit technischer Präzision und musikalischer Reife. Ihr warmer Ton, feine Phrasierung und virtuose Läufe machten ihre Interpretation zu einem Glanzmoment des Abends.
Anschließend zeigte das JSO mit Adele’s „Skyfall“ seine stilistische Vielfalt. Zum ersten Mal spielten Musikschulband Junion9 und Orchester gemeinsam. Die orchestrale Bearbeitung entfaltete Spannung und Wucht. Kati Siffermann überzeugte mit warmer, kraftvoller Stimme – ein außergewöhnliches Klangbild zwischen Pop und Klassik.
Nach der Pause entführte das Orchester mit George Gershwins „Rhapsody in Blue“ ins New York der 1920er Jahre. Sarah Wiebe (Klavier) glänzte als Solistin: Mit Präzision, kraftvoller Artikulation und großer Musikalität verschmolz ihr Spiel nahtlos mit dem Orchester. Die Solopassagen gestaltete sie dynamisch und nuanciert – ein pianistischer Höhepunkt des Abends.
Mit dem Rondo Allegro aus Johannes Brahms’ Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 kehrte das Orchester zu den klassischen Wurzeln zurück. Leicht, tänzerisch und klangschön bildete das Werk einen Übergang zum Finale.
„Music was my first love and it will be my last.“ Passender hätte dieser Abend nicht enden können. Der Titel von John Miles vereinte Orchester und Band noch einmal zu einem energiegeladenen Höhepunkt, der das Publikum von den Sitzen riss. Mit Standing-Ovations und Zugaberufen wurde die Leistung gefeiert.
Mit dem „Flying Theme“ aus Steven Spielbergs E.T. von John Williams verabschiedete sich das Orchester schwungvoll und setzte einen grandiosen Schlusspunkt, der lange nachhallte.
Das Jugendsymphonieorchester Nürtingen präsentierte sich erneut als Aushängeschild der Musik- und Jugendkunstschule. Unter der Leitung von Albrecht Meincke verbanden die jungen Musikerinnen und Musiker Leidenschaft, Können und stilistische Vielfalt zu einem mitreißenden Abend. Besonders die Solistinnen Lena Seyfang und Sarah Wiebe verliehen dem Konzert künstlerische Tiefe. Bereits am 1. November hatte das Orchester dasselbe Programm als Benefizkonzert in Beuren aufgeführt und auch dort das Publikum begeistert.