NÜRTINGEN. Der diesjährige Ausflug der Säerfreunde (Förderverein der Fritz-Ruoff-Schule in Nürtingen) führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Entdeckungstour hinter die Bauzäune der S21-Baustelle. Bei der insgesamt dreistündigen Führung ging es zunächst treppauf und damit im Schnelldurchlauf durch die Entstehungsgeschichte des neuen tiefergelegten Bahnhofsgebäudes. Vom Bundesverkehrswegeplan vor fast 40 Jahren, über große Protestwellen bis zur Fertigstellung der ersten sogenannten Lichtaugen (Oberlichter für den unterirdischen Bahnhof) im vergangenen Jahr, konnte auch die Kostenentwicklung bestaunt werden.
Im ITS-Turm an Gleis 16 bekam die Gruppe Einblick über die veränderte Gleisführung und die neue Gesamtstreckenführung. Eine animierte Modellansicht des neuen Hauptbahnhofes mit großer zusammenhängender oberirdischer Parkanlage, sowie ein virtueller Drohnenflug durch die neue Abfahrtshalle veranschaulichten gelungen die baulichen Ausmaße und technischen Finessen des Großprojektes. Die Stadt Nürtingen stellte sich als eine der großen Gewinnerinnen zukünftiger Mobilität im Ländle heraus, denn im Zuge zusätzlich geplanter Infrastrukturerweiterungen wird es neben der S-Bahn-Anbindung auch neue Direktzüge ab Nürtingen geben, die teilweise mehrmals pro Stunde verkehren: einer nach Würzburg; der andere nach Pforzheim und Karlsruhe, sowie nach Aalen und Crailsheim.
Nach diesem ersten Teil ging es zur Schutzkleider-Anprobe. Alle bekamen rote Sicherheits-Gummistiefel sowie gleichfarbige Warnwesten und -helme. So ausgestattet betraten die Besucher das Baugelände und tauchten in die Welt des Architekten Ingenhofen ein. Eine Welt aus weißem Sichtbeton, runden Lichtaugen aus einer einzigartigen Stahl- und Glaskonstruktion und Granitplatten als Bahnsteigbelag, die in den ursprünglichen Architektenplänen aus Marmor hätten sein sollen.
Fasziniert von der schieren Größe und Komplexität der verschiedenen Bauabschnitte und technischen Voraussetzungen und reich an aktuellen Informationen zum Baufortschritt, stieg die Gruppe zum Schluss auf das Flachdach des Bonatzbaus. Auf diesem soll in guter Tradition ein neues Hotel entstehen. Es ist etwas nach hinten versetzt, sodass es vom Arnulf-Klett-Platz aus nicht gesehen wird und die unter Denkmal stehende Fassade baulich nicht verändert wird. Im Inneren des noch in der Restauration befindlichen Bonatzbaus, der dem König einst mithilfe des königlichen Balkons als Ort der Begegnung mit seinen Untertanen hätte dienen sollen (die Revolution machte diese Pläne zunichte), soll zukünftig wieder die Ankunftshalle mit Schalterhalle und Läden beherbergen.