Neuffen

Musikalische Wohnzimmer-Atmosphäre

Fries hatten ein Heimspiel in der neuen Neuffener Stadthalle. Foto: Fabian Bögershausen

NEUFFEN. Daheim ist da, wo man sich wohlfühlt, im Idealfall jedenfalls. Und wenn es ganz gut läuft, fühlen sich auch andere dort wohl: Kommen an, haben eine gute Zeit, werden angesprochen, vielleicht berührt. Wie sich so etwas mit nicht weniger als 450 Menschen anfühlt, war jüngst in der Neuffener Stadthalle zu erleben. Mit „Fries daheim“ hat die Band um Frontmann Frieder Sigloch einen echten Volltreffer gelandet: Mehr als zweieinhalb Stunden Musik zum Mit-Denken, Mit-Singen, Mit-Rocken und Mit-Fühlen.

Die Bühne der frisch renovierten Stadthalle fungiert an diesem Abend nur als Gäste-Tribüne; die Musiker spielen auf einem flachen Podest im Saal, direkt bei den Leuten. Eine bewusste Entscheidung, die zusammen mit der Lichtgestaltung die Atmosphäre von Anfang prägt: Da ist man einander nah, nichts und niemand ist abgehoben oder distanziert. Die Texte und die Musik – eingängig, mal im satten Rock-Sound, mal sanft und zerbrechlich – kommen direkt an – manchmal trotz Sitzplatz-Bestuhlung sogar im Tanzbein.

Viele Songs stammen vom Album „Das Leben nach dem Happy End“, andere schauen voraus auf ein zweites, an dem die Band gerade arbeitet. Zwei neue Stücke sind fertig aufgenommen und abgemischt, sodass sie nicht nur live gespielt werden, sondern auch schon als Single-Veröffentlichung erworben werden können. Kreativ ist die Idee, den QR-Code für den Download nicht einfach nur auf Papier auszugeben, sondern vor Ort in einen echten Apfel zu lasern, der immer noch essbar ist, wenn auch besser nach dem Herunterladen der beiden Lieder.

Vor Kreativität sprüht der Abend insgesamt, er ist facettenreich und voller Abwechslung. Ruhige Balladen, rockige Töne mit einer Prise Country, plus Streicher-Sound – das alles sorgt für eine unverwechselbare Mischung. Teils sind die Lieder nachdenklich, stellen Fragen ans Leben, scheuen auch das Melancholische nicht. Andere wieder sind voller Begeisterung und Lebensfreude. In allen aber steckt die Lebenserfahrung eines mittlerweile knapp 60-jährigen Songschreibers, der seit mehr als 40 Jahren Musik macht. Das Leben mit seinen verschiedenen Phasen ist das zentrale Motiv.

In die Thematik der Lebensreise fügt sich auch die „Nostalgie-Runde“ in der Mitte des Konzertabends bestens ein. Insgesamt gut eine Handvoll älterer Stücke, vor mehr als zwei Jahrzehnten mit der früheren Band Schulze schon veröffentlicht und oft auch in dieser Halle gespielt, werden neu interpretiert.

Dass immer wieder die Funken überspringen, verdanken alle Beteiligten vor allem der Tatsache, dass zwischen denen, die da Musik machen, ganz eindeutig die Chemie stimmt. Neben Frieder Sigloch sind das Wolfgang „Wolle“ Franz (Gitarren), Jürgen Rittinger (Keyboards), Timo Hirn (Bass) und Thorsten „Todde“ Reeß (Schlagzeug); zeitweise verstärkt durch Sebastian Aisslinger (Cello), Katharina Kefer, Karolina Hartmann (Geigen).

„Hier gehör‘ ich hin“, singt Frieder Sigloch an einer Stelle, und viele im Publikum hätten sich in dem Moment wohl angeschlossen. Sie gehen buchstäblich erfüllt nach Hause, und sie werden sich wohl schon vorgemerkt haben, dass dieses „Konzert daheim“ nicht das letzte seiner Art gewesen sein soll. Wer bis zu einer möglichen zweiten Ausgabe nicht warten will, findet die nächsten anstehenden Konzert-Termine auf der Webseite von Fries. Besonders empfohlen sei die kleine, aber feine Veranstaltung, die am 27. Dezember im Fohhn Soundlab in Nürtingen ansteht. Sie hat mittlerweile schon Tradition. Alle Informationen unter www.fries-musik.de

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