Nürtingen

Fünf Stunden mitreißende Live-Musik

Das zweite Church-Rock-Festival in der Kreuzkirche war ein voller Erfolg. Foto: privat

NÜRTINGEN. Dass es laut wird in der Kreuzkirche, ist per se keine Seltenheit. Das altehrwürdige Gemäuer ist als Kultur-Location einiges gewöhnt. Was beim zweiten „Church-Rock-Festival“ abging, war aber doch alles andere als alltäglich: Sieben Bands im Alter von zehn bis 22 Jahren, über fünf Stunden Vollgas-Programm und entsprechende Stimmung – gegen später schien die Kirche kurz vorm Abheben.
„Cochise“ hatten zu Anfang ihren allerersten Auftritt vor Publikum. Von Nervosität keine Spur: Die acht Jungs zeigen, dass man zum Abrocken nie zu jung ist – eine starke Premiere. „On the way“, schon im letzten Jahr in der Kreuzkirche dabei, knüpfen nahtlos an: Auch dieser Auftritt rockt mächtig. Neben dichten Gitarrensounds spielt die Band die Trumpfkarte aus, gleich über zwei starke, stimmlich ebenbürtige Frontjungs zu verfügen.
Es folgt der Statik-Test für die 570 Jahre alten Mauern. „No Limit“ schlagen wohl die härtesten Töne des Abends an. Der Bandname ist Programm – die Jungs geben alles. Der Funke springt buchstäblich über, Schweißtropfen fliegen. Obwohl die zahlenmäßig kleinste Band, brauchen sich „High Amplitude“ anschließend nicht zu verstecken. Nicht ganz so hart rockend, aber musikalisch teils sehr anspruchsvoll unterwegs, schaffen auch diese vier es, den Saal am Tanzen zu halten.
Am Bühnenrand verfolgt Initiator und Gitarrenlehrer Wolfgang Häfner aufmerksam jeden Auftritt und kann seinen Stolz nicht verbergen. Warum sollte er auch: Das Event läuft reibungslos, Zusammenhalt und Teamgeist sind spürbar, und musikalisch zeigen die Bands eindrucksvolle Entwicklungen. Dass die Älteren, oft seit Jahren in derselben Besetzung, auf diesem Weg schon weiter sind als die Jüngeren, ist nur natürlich.
„Neon“ gehören zu den Erfahreneren. Leuchtende Brillenmode, passend zum Namen, ist ein witziges Accessoire, die erste Frauenstimme der Veranstaltung aber ein Highlight. „Neon“ beweisen unter anderem, dass die Begriffe Ballade und Rock einander nicht ausschließen müssen – ganz im Gegenteil.
Spätestens jetzt ist die Stimmung in der Kirche kurz vor dem Siedepunkt – und wird von „Phönix“ innerhalb kürzester Zeit darüber gejagt. Musikalisch versiert, mit herausragender Bühnenpräsenz und immer im direkten Kontakt zum begeistert abrockenden Publikum. Auch der Oberbürgermeister hat großen Spaß. „So ein krasses Publikum hatten wir noch nie“, befinden „Phönix“.
Das bleibt so beim krönenden Abschluss mit „Genial daneben“. Hier wird – im besten Sinne des Wortes – routiniert Musik gemacht, mit spürbarer Begeisterung und mit zwei Stimmen, die einander toll ergänzen. Dass der einzige eigen komponierte Song des Abends ebenso begeistert aufgenommen wird wie das sonstige Cover-Programm, sollte Mut machen, noch mehr Eigenes zu performen.
Dass es das Festival auch 2025 gibt, ist zu hoffen. Zu gut war die zweite Ausgabe, um ihr nicht die dritte folgen zu lassen. Mehr als fünf Stunden mitreißende Live-Musik mit vielen unterschiedlichen rockigen Facetten. Bitte mehr davon!

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