NECKARTENZLINGEN. Seit kurzem werden entlang der Erms in Neckartenzlingen Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz durchgeführt. Groß war die Sorge vor negativen Auswirkungen auf die Tierwelt der Erms, als sich diese notwendigen Schritte ankündigten. Um die Auswirkungen entlang der direkten Eingriffsbereiche möglichst gering zu halten, hat das Amt für Hochwasserschutz und Gewässerökologie des Regierungspräsidiums Stuttgart, den Fischergutachter Berthold Kappus mit der Abfischung des betroffenen Bereiches beauftragt.
Die Abfischung fand Anfang August statt. Dabei wurden circa 500 Fische, vor allem Bachschmerlen, aber auch Elritzen, Forellen und Koppen, elektrisch betäubt und in andere Bereiche der Erms umgesiedelt. „Wir möchten mit dieser Maßnahme vermeiden, dass die Fischfauna durch die Baumaßnahmen zu Schaden kommt“, erläutert der Gutachter.
Unterstützung erhielt Kappus von den Gewässerwarten des Anglervereins Neckartailfingen, dem Pächter des betroffenen Gewässerabschnittes. Das oberste Motto des Vereins lautet Naturverbundenheit. Dies haben die Fischereikameraden erst vor wenigen Wochen während der Sanierung der Neckarbrücke in Neckartailfingen unter Beweis gestellt. Dafür musste der Wißmann-Kanal trockengelegt werden. Sprichwörtlich in letzter Sekunde konnten Dutzende Fische von den Anglerkameraden vor dem sicheren Erstickungstod gerettet und erfolgreich in den Neckar umgesetzt werden.
Lebensraum für seltene, geschützte Tierarten
Die Erms ist ein vielfältiger Lebensraum. An Fischen prägen speziell die Regenbogenforelle und Bachforelle den Flusslauf von Bempflingen bis zum Zusammenfluss in den Neckar. Auch die Groppe – genauer gesagt die Mühlkoppe – gehört zu den bisher dokumentierten Fischarten in der Erms, wenngleich sie zu den seltensten und daher auch zu den geschützten Fischarten zählt. Im Gegensatz zu fast allen anderen Fischarten hat dieser Fisch keine Schwimmblase. Groppen bewegen sich daher mit kurzen Schwimmbewegungen über den Gewässergrund. Sie stellt hohe Ansprüche an ihren Lebensraum: Kalt und sauber muss das Wasser sein. Erfreulicherweise bietet die Erms genau diesen anspruchsvollen Lebensraum.
Wie entwickelt sich der Fischbestand?
Viele Fischer beklagen schon seit Jahren einen spürbaren Rückgang am Fischbestand. Vor allem nach dem dubiosen Fischsterben Ende November 2024, bei dem viele Forellen verendeten, macht man sich ernsthafte Sorgen um Bestand und Artenreichtum. Die mutmaßliche Ursache dieser Tragödie konnte bis dato leider noch nicht abschließend geklärt werden. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart befasst sich aktuell mit dem Vorfall.
„Durch regelmäßige Besatzmaßnahmen konnte der Fischbestand bisher gut reguliert und unterstützt werden“, so Arnd Hemmen, erster Vorstand vom Anglerverein Neckartailfingen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit unserem Einsatz den Fischbestand und die Artenvielfalt der Erms in Zukunft wieder verbessern können.“