Nürtingen

Erich Kästners Klassiker als Musical am Högy

Die Schauspieler um Emil in Aktion. Foto: Florian Eisentraut

NÜRTINGEN. Wer hätte gedacht, dass Emil aus Nürtingen kommt? Die Handlung und die freie Interpretation von Kästners Roman-Klassiker „Emil und die Detektive“ machen es möglich: als kreativ gestaltetes Musical am Högy. Die von Ulrich Munz geleitete Theater-AG der Unterstufe lief dabei zur Höchstform auf – und das selbst an diesem schwül-heißen Abend mit nie versiegender Energie.
Im Grunde kann sich Emil die Fahrt nach Berlin zu Tante und Cousine nicht leisten. Doch die Mutter kratzt das letzte Geld zusammen und schickt ihren Sohn auf den Weg. Umso schlimmer, dass eine obskure Gestalt den Jungen unterwegs im Zug beklaut. Doch der Dieb hat sich mit dem Falschen angelegt.
Die sonnenbebrillte Berliner Clique um den kleinen Chef-Detektiv kennt zwar Nürtingen nicht – doch heftet sie sich mit dem Jungen aus dem Schwaben-Ländle an den gierigen und gewissenlosen Dieb. Neben Emil setzen sich vor allem der aufgeweckte Gustav, der frühreife „Professor“ und der kleine Dienstag in Szene, und auch die stets plappernde Pony Hütchen taucht schließlich auf, um den Dieb zu überführen, der sich fälschlicherweise in Sicherheit wiegt.
Die von der Kunst-AG unter Leitung von Annette Kliß liebevoll gestalteten Kunst-Requisiten – Zugabteile und Häuserzeilen – machten die Handlung lebendig. Ebenso einprägsame Szenen wie schwankende Mitfahrer im Straßenbahnabteil mit Kleiderbügeln als Griffen.
Unterstufenchor und Musikprofil Klasse 8 sorgten für musikalisch passgenaue Untermalung mit Anklängen aus der Dreigroschenoper von Kurt Weill („Mackie Messer“), Peter Kreuders „Ich brauche keine Millionen“ oder Milton Agers „Ain’t She Sweet“. Hierbei glänzte Musiklehrer Benedikt Brändle, mittlerweile eine echte Högy-Legende, nochmals mit einem großen Auftritt an der Schule.
Angesichts von so viel Energie und Zusammenhalt der kleinen Detektive durfte das Happy End natürlich nicht fehlen: Die Kinder überführen schließlich den polizeilich gesuchten Dieb, der unersättlich vom „großen Coup“ träumt. Dem Jungen aus Nürtingen winken zusätzlich 1000 Mark als Belohnung und so hat er, wie es im Musical heißt, „erst alles verloren und dann alles gewonnen“: nicht nur Geld, sondern, was noch viel wichtiger ist, eine ganze Bühne voller Freunde. Und so beschloss eine Feier an langer Tafel die rundum gelungene Aufführung im voll besetzten Festsaal.
Ob die coole Clique aus Berlin angesichts von Emils Heldentaten am Ende doch weiß, wo Nürtingen liegt?

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