Neckartenzlingen

Die Martin-Brüder begeistern in Neckartenzlingen

Demian Martin und Lionel Martin auf der Bühne im Kleinen Saal der Melchior-Festhalle, versunken im Spiel. Foto: Helmuth Kern

NECKARTENZLINGEN. Gleich das erste Konzert in der neuen Spielzeit der Kleinen Reihe des Kulturrings Neckartenzlingen war ein voller Erfolg. Das Publikum feierte die Martin-Brüder Lionel und Demian mit frenetischem Applaus. Ein faszinierendes Konzert zweier junger, hochtalentierter Musiker, das lange in Erinnerung bleiben wird.
Demian Martin am Flügel, Lionel am Violoncello interpretierten Sonaten von Ludwig van Beethoven, Alfred Schnittke und Sergej Rachmaninoff, allesamt für Violoncello und Klavier. Eine gelungene, kontrastreiche Zusammenstellung: Klassik, Moderne, Spätromantik. Herausragend das ausdrucksstarke, der jeweiligen Musiksprache der Komponisten nachspürende Musizieren der Brüder. Begeisternd ihre spieltechnischen Fähigkeiten, ihre Sensibilität für Klangfarben, Dynamik, musikalische Linien und Kompositionsstruktur der Werke. Und: ein sehr aufmerksames Publikum, das da am Freitag im Kleinen Saal der Melchior-Festhalle saß.

In Beethovens Sonate Nr. 4 C-Dur, Op. 102/1 (1815), Schnittkes Sonate Nr. 1 (1988) und Rachmaninoffs g-Moll-Sonate Op. 19 (1908) wurde die je besondere Klangwelt eindrucksvoll herausgearbeitet: feinsinnig, expressiv, dynamisch, lyrisch, romantisch – der Intention der Komponisten nachspürend. Auf Cello und Flügel entfalteten die Brüder eine zauberhafte Welt aus Klang und Rhythmus. Im individuellen Verzögern oder Beschleunigen der Tempi bekamen die Werke atmende Lebendigkeit.

Versunken in die Klangwelt der Sonaten, musizierten die beiden, sensibel aufeinander eingehend, die Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Instrumente voll entfaltend.
Beethovens eigenwilliger Stil seiner Spätzeit, die gegensätzlichen Charaktere der zwei Sätze mit überraschenden Wendungen, wurden eindrucksvoll herausgearbeitet. Im Kontrast dazu Schnittkes avantgardistische Sonate – ein Werk des deutsch-russischen Komponisten. Seine Cellosonate Nr. 1 ist voller Kontraste und Brüche, dreisätzig, mit ineinander verwobenen Stilen.

Lionel Martin gab dazu eine kurze Einführung, stellte die beiden Themen im ersten Satz auf dem Cello vor, die auch am Ende, im dritten Satz, als Pizzicato zu hören seien, charakterisierte den zweiten Satz als schnell, infernal, gemeinsam durchzuhaltende – Vorbereitung auf den befreienden dritten Satz mit seinen großen Bögen. Eindringliches Herausspielen der verschiedenen Ausdrucksweisen des Komponisten, in ihr Musizieren versunkene Interpreten.
Nach der Pause Rachmaninoffs Sonate: ein breit angelegter erster Satz, ein bewegter zweiter, ein ruhiger dritter mit weitgespannter Melodie im Cello und ein dramatischer Schlusssatz, der in fröhlichem Dur endet. Die Begeisterung des Publikums entlud sich im frenetischen Applaus, Bravorufen und rhythmischem, um Zugaben bittendem Klatschen. Diese gab es denn auch mit zwei humorvollen, pfiffigen Improvisationen über Themen aus dem Publikum. Sie rundeten das Konzert heiter ab.
Und nach dem Konzert: begeisterte Stimmen von Besucherinnen und Besuchern zum Programm der Kleinen Reihe des Kulturrings.

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