Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Nürtinger Verein Namél möchte den Kindern in Gambia noch mehr bieten

Das vom Nürtinger Verein Namél aufgebaute Kinderzentrum in Gambia wird weiterentwickelt. Zudem soll in Bakoteh ein Spielplatz mit deutschen Geräten gebaut werden.

Im Kinderzentrum CCC in Gambia wird gemalt, modelliert, gelesen, getrommelt, gesungen, gekocht und mit dem Computer gelernt. Mit der Hilfe von „Licht der Hoffnung“ möchte der Nürtinger Verein Namél die Angebote noch weiterentwickeln. Foto: pm
Auch über den Anbau von Pflanzen können die Kinder aus Bakoteh einiges auf dem Gelände des CCC lernen. Foto: pm

NÜRTINGEN. Wer Fatou N’Diaye-Pangsy, die Vorsitzende des Vereins Namél, in diesen Tagen in Nürtingen sucht, hat Pech. Denn die Vereinsvorsitzende ist für mehrere Wochen nach Gambia gereist, um dort aktiv bei der Umsetzung eines Projektes mitzuwirken, das zu den neun Vorhaben zählt, die in dieser 33. Saison der Aktion „Licht der Hoffnung“ unterstützt werden. Wir haben Fatou N’Diaye-Pangsy noch vor ihrer Abreise getroffen, um mit ihr über das erfolgreich eingereichte Projekt zu sprechen. Sie möchte den Kindern in Gambia noch mehr bieten als bisher schon.

Auf dem Gelände der Seegrasspinnerei in Nürtingen wurde 1991 die Kinder-Kultur-Werkstatt (Kikuwe) eingerichtet und ist seit vielen Jahren etabliert. Nach diesem Vorbild hat der Nürtinger Verein Namél 2019 in Bakoteh in Gambia das Kinderzentrum Children Cultural Centre (CCC) aufgebaut, auch mit Hilfe durch Spendengelder der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung. Von Anfang an ist das CCC bei den Kindern in Gambia eine gefragte Anlaufstelle. Dort wird gemalt, modelliert, gelesen, getrommelt, gesungen, gekocht und mit dem Computer gelernt. Zudem werden Gesellschaftsspiele, Tischtennis und Tischfußball gespielt. Aber Fatou N’Diaye-Pangsy ist davon überzeugt, dass da noch viel mehr geht.

So soll mit Nürtinger Unterstützung für die Kinder in Bakoteh ein öffentlicher Spielplatz gebaut werden. „Wir werden dafür Land kaufen“, kündigt die Namél-Vorsitzende an. Ralf Kuder, Leiter der Nürtinger Jugendwerkstatt, ist vor den Spielplatz-Bauplänen nicht bange. Er verweist auf die Erfahrungen des Seegrasspinnerei-Teams: „Wir haben das schon öfter gemacht: im Kinderhaus, beim Roßdorf-Zügle und beim Spielklettergerüst aus Eichenstämmen.“ Von Betrieben gespendete Geräte, darunter zwei Rutschen, eine Nestschaukel, ein Wippgelenk für eine Wippe, ein Unterteil für ein Wipptierchen, ein Kletternetz aus dicken Seilen, eine Kletterwand und diverses Befestigungsmaterial, sind bereits mit einem Container nach Gambia verschifft worden und angekommen. Im Januar oder spätestens im April soll der Spielplatz mit tatkräftiger Nürtinger Unterstützung in Bakoteh aufgebaut werden, so der Plan. „Wir wollen auch viel mit Materialien arbeiten, die vor Ort vorhanden sind“, kündigt Kuder an. Mit Baumstämmen zum Beispiel oder alten Autoreifen. Es gibt bereits auf dem Gelände des CCC eine aus alten Reifen gebaute Schaukel, die enorm beliebt ist. Wichtig ist Kuder auch, dass die einheimischen Kinder und Erwachsenen in Gambia beim Spielplatz mitbauen. „Dann haben die Menschen vor Ort später auch ein Auge darauf, wenn sie sich mit dem Platz identifizieren.“ Den besten Standort für den Spielplatz wird Fatou N’Diaye-Pangsy in diesen Tagen ausloten. „Die Verantwortlichen von jeder Schule möchten den Spielplatz am liebsten bei sich in der Nähe haben“, hat Julia Rieger, Geschäftsführerin vom Nürtinger Trägerverein Freies Kinderhaus, bereits festgestellt.

Der Spielplatz ist allerdings längst nicht das einzige Vorhaben für Gambia, für das Spendengelder benötigt werden. Ehrenamtlich Helfende aus Deutschland sollen mit den Menschen vor Ort gemeinsam an der Weiterentwicklung des Kinderzentrums arbeiten. So soll die Fotovoltaikanlage wieder instandgesetzt werden, sodass sowohl das CCC als auch das Nachbarschaftszentrum und die Gästehäuser komplett unabhängig von ölbasiertem Strom werden. Bei einem großen Gewitter hatte jüngst der Blitz in der Nähe des CCC eingeschlagen. Durch die kurzzeitig höhere Spannung im Netz wurde bei der Fotovoltaikanlage einer der zwei Wechselrichter beschädigt. Ein neuer Wechselrichter soll nach Möglichkeit bereits in diesem Monat eingebaut werden. Dann könnte auch die zweite Waschmaschine angeschlossen werden, die ebenfalls im Container von Nürtingen nach Gambia mitgeschickt wurde. Diese soll mit Brunnenwasser laufen, um auch unabhängig von der staatlichen Wasserversorgung zu sein. Die Waschmaschinen werden von Frauen aus der Nachbarschaft genutzt, um ihre Wäsche zu waschen.

„Wir wollen zudem vor Ort ein gutes, langlebiges Auto für das CCC anschaffen“, sagt Fatou N’Diaye-Pangsy. Dieses soll für Materialbesorgungen, Netzwerkarbeit und Ausflüge genutzt werden.

„Auch rund um die Gebäude ist noch viel zu tun“, sagte die Namél-Vorsitzende, bevor sie abreiste, um selbst vor Ort nach dem Rechten zu sehen. Ab Januar werden beispielsweise auch die angegliederten Gästezimmer wieder belegt sein. Diese wurden eingerichtet, um einerseits Geflüchteten aus Gambia eine Bleibe zu bieten, die nach Hause kommen und wieder Kontakte zu ihren Familien aufbauen möchten, aber auch für ehrenamtlich Helfende und Praktikanten. Von Januar bis Mai werden zwei Studierende der Sozialen Arbeit aus der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und eine Studierende der Kunsttherapie das CCC besuchen. Julia Rieger ist sehr angetan von dieser „Horizonterweiterung“ der Studierenden: „Deutschland ist ein Einwanderungsland. Und je besser wir die Situationen in anderen Ländern kennen, desto leichter lassen sich die Menschen integrieren.“

Bis jetzt wird das CCC regelmäßig von 60 Kindern im Alter bis 15 Jahren genutzt. Und viele Eltern sind froh, dass sie ihre Kinder gut beschäftigt wissen, während sie arbeiten. Das CCC ist donnerstags bis samstags jeweils drei Stunden am Vormittag und am Nachmittag geöffnet und verlangt keine Gebühren. Drei Mitarbeitende und ein Gärtner sind zu den Öffnungszeiten vor Ort.

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