Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Alleinerziehenden-Treff und Leihgroßeltern-Projekt in Nürtingen brauchen Unterstützung

Licht der Hoffnung: Ohne die Unterstützung durch die Spendenaktion könnte das Haus der Familie das gefragte Leihgroßeltern-Angebot nicht fortsetzen. Zudem soll der beliebte Alleinerziehenden-Treff häufiger stattfinden.

Beim Alleinerziehenden-Treff im Martin-Luther-Hof fühlen sich alle rundum wohl. Foto: pm
Zusammen mit Maria Nazarenko leiten Selma Toker (links) und Christine Hasart (Mitte) den monatlichen Alleinerziehenden-Treff, den das Nürtinger Haus der Familie mit Geschäftsführerin Tina Masarin (rechts) vor einem Dreivierteljahr ins Leben gerufen hat. Foto: Holzwarth

NÜRTINGEN. Das Nürtinger Haus der Familie hat gleich zwei Projekte auf der Agenda, die eine finanzielle Unterstützung benötigen. Denn für die aktuellen Angebote Leihgroßeltern und Alleinerziehenden-Treff ist die Finanzierung jeweils nur für das Jahr 2022 gesichert. Beim Angebot Leihgroßeltern können sich Familien mit Kindern, um die sich keine Großeltern kümmern, ehrenamtliche Großeltern leihen. Das Haus der Familie Nürtingen vermittelt die Ehrenamtlichen an die Familien.

Beim Alleinerziehenden-Treff kommen seit einem Dreivierteljahr jeden ersten Samstag im Monat – auch in den Schulferien – von 10 bis 12 Uhr alleinerziehende Mütter und Kinder im Martin-Luther-Hof zusammen. Während die Kinder unter der Betreuung der Leiterinnen des Treffs gemeinsam spielen können, tauschen die Alleinerziehenden ihre Erfahrungen aus und bekommen zudem jedes Mal hilfreiche Informationen durch Fachleute zu ausgewählten Themen. So werden beispielsweise Informationen zu Unterhaltsrecht, Jugendamt, Sorgerecht, Schuldenberatung und Umgang mit Geld gegeben. Es können aber auch Entspannungsübungen gelernt werden.

Den Alleinerziehenden-Treff hat das Haus der Familie in Kooperation mit der Stiftung Tragwerk ins Leben gerufen. Im Gegensatz zu anderen Eltern-Kind-Angeboten sind die Teilnehmerinnen beim Alleinerziehenden-Treff unter sich und können ihre Erfahrungen teilen, ohne sich ausgeschlossen zu fühlen. Es entstehen neue Freundschaften und ein neues Netzwerk.

Die Gruppe wird betreut von Maria Nazarenko, Selma Toker und Christine Hasart, die auf Wunsch auch während der Treffzeit die Kinder beaufsichtigen, für die nicht nur viel Spielzeug bereit liegt, sondern die auch den Spielplatz direkt vor der Tür nutzen dürfen. Selma Toker spricht nicht nur fließend deutsch, sondern auch türkisch. Sie ist selbst seit 16 Jahren alleinerziehende Mutter von drei Kindern und sieht es als wichtig an, dass beim Treff Gleichgesinnte unter sich sind: „Wenn in anderen Gruppen Verheiratete und glückliche Paare begeistert davon erzählen, wie toll ihr Wochenende war, dann möchten das alleinerziehende Frauen in der Trennungsphase nicht hören.“ Tina Masarin, Geschäftsführerin des Hauses der Familie, kennt das gut: „Wenn im Pekip-Kurs Frauen von ihren Männern erzählen, fühlen sich Alleinerziehende ausgeschlossen. Daher brauchen wir für die Zielgruppe ein besonderes Angebot. Viele sind an den Wochenenden alleine, während andere mit den Familien etwas unternehmen.“ Durch den Treff lernen sich die Alleinerziehenden kennen und verabreden sich mitunter für andere Wochenenden.

„Der Austausch ist hilfreich“, weiß Christine Hasart. „Wie geht das mit dem Jugendamt? Wie verläuft der Kontakt mit dem Papa des Kindes? Wie geht es, dass das Kind den Konflikt zwischen Mama und Papa nicht spürt?“ Darüber könnten die Frauen zwanglos miteinander reden. Über eine WhatsApp-Gruppe gibt es zudem einen regen Austausch. „Die Frauen sind sich gegenseitig gute Ratgeberinnen. Jede hat ihre eigenen Erfahrungen gemacht.“ So habe eine Frau beklagt, dass ihr Kind abends nie ins Bett gehen will. „Lass den Mittagsschlaf ausfallen“, lautete der Tipp einer anderen. „Prompt hat es geklappt.“ Tipps gibt es aber unter anderem auch zu Fragen wie „Was tun, wenn mein Kind Ohrenweh hat?“.

Jedes Mal viele Tipps von Müttern, die in derselben Situation sind

Das Haus der Familie finanziert den Kaffee und die Brezeln während der Treffen. „Unser Ziel ist es, den Alleinerziehenden-Treff nicht nur einmal im Monat, sondern alle zwei Wochen anzubieten“, sagt Tina Masarin. Derzeit nutzen sieben bis zehn Frauen regelmäßig das Angebot mit Kindern im Alter zwischen einem und sechs Jahren. Die meisten sind berufstätig. Sie kommen auch aus Dettingen, Köngen, Wendlingen oder Neuhausen nach Nürtingen – so wie Manuela Niedermeier. Die Mutter einer vierjährigen Tochter ist begeistert von dem Angebot, das es in ihrer Heimatgemeinde nicht gebe. Sie genießt die Zeit und freut sich über die vielen Tipps von den „vielen Müttern, die in derselben Situation sind“. So merke sie, dass sie nicht alleine ist. „Die Gruppe ist ganz toll. Das ist mir jedes Mal den Weg wert.“

Natürlich wären auch alleinerziehende Männer und ältere Kinder beim Alleinerziehenden-Treff willkommen.

Das Spendengeld durch „Licht der Hoffnung“ könnte es ermöglichen, dass der Alleinerziehenden-Treff zweimal im Monat stattfinden kann. „Wir müssten dann eine Person finden, die das Betreuungsteam verstärkt“, sagt Tina Masarin. Die Kursleiterinnen bekommen eine Aufwandspauschale. „Zudem könnten wir neue Spielsachen für die Kinder und mehr Getränke und Brezeln kaufen. Es ist wichtig, dass für die Alleinerziehenden beim Treff alles kostenlos ist.“

Seit Januar 2022 vermittelt das Haus der Familie Leihgroßeltern an Familien mit Kindern, die keine Großeltern haben oder deren leibliche Großeltern zu weit weg wohnen oder keinen Kontakt mehr zur Familie haben. Als Ersatz können über das Haus der Familie ehrenamtliche Großeltern geliehen werden. Die Eltern werden durch die Leihgroßeltern entlastet. Durch die drei Generationen öffnet sich ein Dialog und gegenseitiges Verständnis.

Das Haus der Familie sucht dafür Ehrenamtliche und vermittelt diese an Familien. Die ehrenamtlichen Großeltern unterstützen die Familien ganz praktisch: Sie gehen mit den Kindern auf den Spielplatz, spielen Gesellschaftsspiele, kochen und backen oder lesen vor. Ein- bis zweimal pro Woche gibt es zwei- bis dreistündige Treffen. „Seit 2013 haben wir das Wellcome-Angebot zur Unterstützung von jungen Eltern“, sagt Tina Masarin. „Aber die Kinder dürfen da maximal ein Jahr alt sein. Und die Eltern haben auch danach noch so viel Bedarf an Unterstützung.“ Während der Corona-Zeit konnten häufig die eigenen Großeltern gar nicht besucht werden. „Für das neue Angebot hatten wir sofort 50 Anfragen von Eltern, zunächst aber nur drei ehrenamtliche Großeltern.“ Mittlerweile sind zwölf Senioren im Einsatz, darunter ein Opa. „Die Mehrzahl ist gerade frisch in den Ruhestand gekommen und hat selbst keine Enkel.“

Noch immer ist die Warteliste riesig, denn mehr als eine Familie sollen die Leihgroßeltern nicht gleichzeitig versorgen. Die Leihgroßeltern sind ehrenamtlich tätig, bekommen aber alle Fahrtkosten erstattet sowie Fortbildungskurse, zum Beispiel für Erste Hilfe, und hin und wieder einen Ausflug umsonst.

„Die Familie muss aber auch zu den Ehrenamtlichen passen“, stellt Tina Masarin klar. Die Verantwortlichen vom Haus der Familie machen sich daher bei der Vermittlung viele Gedanken darüber, wer zusammenpassen könnte. „Es muss ja gegenseitiges Vertrauen da sein. Es macht dann aber einfach Spaß, wenn es gut läuft.“ So wie einmal bei einer tunesischen Familie, deren Kinder zunächst immer nur vor der Flimmerkiste hockten. Schnell fanden sie aber heraus, dass es viel mehr Spaß macht, mit der Leihoma zu spielen. „Für Kinder ist es toll, eine Oma oder einen Opa zu haben, die sie verwöhnen und ihre Zeit nur ihnen widmen, während sich die Eltern um den Haushalt, die Arbeit, Einkäufe oder Amtsbesuche kümmern müssen.“ Und auch für die Leihoma sei es entspannend zu wissen, dass sie die Kinder wieder abgeben kann und keinen Erziehungsauftrag hat. Häufig würden auch längerfristige Freundschaften und Bindungen entstehen.

Leihgroßmutter hat eine richtige Bindung zur ganzen Familie aufgebaut

„Ohne Spendengelder können wir das Projekt Leihgroßeltern aber nicht mehr weitermachen“, weiß die Geschäftsführerin. Denn die Fahrtkostenentschädigung und die Kurskosten fallen permanent an. Zudem hat das Haus der Familie eine Haftpflichtversicherung für alle Beteiligten abgeschlossen, „wenn mal etwas passieren sollte“.

Eine Leihgroßmutter der ersten Stunde ist Angelika Schwarz-Martin aus Altenriet. Ihre Tochter hat ihr noch kein Enkelkind geschenkt. Nun hat sie aber eine dreijährige Leihenkeltochter, mit der sie sich auf Anhieb prima verstanden hat. Sie geht mit ihr in die Musikschule, ins Freibad, zur Alpakafarm und auf den Spielplatz. „Ich hole sie auch von der Kita ab und sie bekommt dann bei mir Kaba und vorgelesen. Da ist schon eine richtige Bindung da.“ Auch zu den Eltern des Kindes habe sie schon eine richtige Freundschaft aufgebaut. „Das passt einfach und ist wunderbar. Solange es geht, möchte ich das weitermachen.“ Sie sagt aber auch: „Mehr als ein Kind wäre mir als Leihoma zu viel. Ich habe auch noch andere Hobbys.“

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