Licht der Hoffnung

Licht der Hoffnung: Diakonische Bezirksstelle Nürtingen möchte schnell helfen

Licht der Hoffnung: Die Diakonische Bezirksstelle Nürtingen möchte einen Notanker auswerfen für Familien, die unter den hohen Energiekosten und den gestiegenen Lebensmittelkosten besonders leiden.

Möchten gerne Menschen mit geringem Einkommen einen Notanker bieten: (von links) Claudia Brendel, Andreas Caspar und Claudia Knapp-Zarbock vom Diakonieverband im Landkreis Esslingen. Foto: Just

NÜRTINGEN. Eine Familie mit zwei Kindern, beide Erwachsene sind berufstätig im unteren Lohnsektor. Bis jetzt sind sie mit dem Einkommen gerade so über die Runden gekommen. Das hat sich geändert. Die Stromabschläge sind jetzt doppelt so hoch und auch die Lebensmittel sind erheblich teurer geworden. Was soll die Familie nun machen? Menschen wie diese melden sich in diesen Tagen immer häufiger bei der Diakonischen Bezirksstelle in Nürtingen. „Die Anrufe und Anfragen werden immer mehr“, hat Bezirksstellenleiterin Claudia Brendel festgestellt. Die Diakonie hat daher das Projekt mit dem Namen „Notanker“ aufgelegt und sich erfolgreich um eine finanzielle Unterstützung durch die Hilfsaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger/Wendlinger Zeitung beworben.

Denn die Zahl derer, denen bei den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen und den explodierenden Energiekosten das Wasser schon bis zur Unterkante der Unterlippe steht, steigt rapide an. Nicht nur einige Familien, sondern auch Alleinerziehende, Auszubildende, Studierende und Rentner, bei denen das Geld schon vorher knapp war, können ihr bescheidenes Leben nicht mehr finanzieren, ohne Schulden aufzunehmen oder am Ende des Monats vor einem leeren Teller zu sitzen.

Inzwischen seien auch einige Menschen betroffen, die arbeiten und oberhalb der Einkommensgrenze für einen Bürgergeld-Bezug sind, weiß Andreas Caspar, der beim Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Bisher hat das Geld gereicht und es waren sogar kleine Rücklagen möglich, falls die Waschmaschine kaputtgeht. Jetzt werden die Reserven aber schnell aufgezehrt.“ Und wenn dann ein Haushaltsgerät den Geist aufgibt, drohe entweder die „Kreditfalle“ oder es müsse woanders gespart werden – zum Beispiel beim Essen. „Wenn dann noch Unvorhergesehenes wie eine Krankheit oder eine benötigte Zahnbehandlung hinzukommt, ist die Not am größten.“

In solchen Fällen wolle die Diakonische Bezirksstelle „schnell, niederschwellig und möglichst unbürokratisch“ helfen, so Claudia Brendel. Die Betroffenen können nach Terminabsprache vorbeikommen und ihre Situation schildern. Selbstverständlich müssen auch Kostennachweise und Rechnungen vorgelegt werden. Die Diakonie-Mitarbeiterinnen bieten dann auch gleich eine Beratung an, wie die Kosten gesenkt werden können. „Wir haben ein paar Spartipps“, sagt Caspar.

Schon vor der Energiekrise war die Diakonische Bezirksstelle nahe an den Menschen und Anlaufpunkt für viele. In den Beratungskontakten beschreiben die Menschen, dass sie sparen, wo es nur geht. Nicht drin sind Eintrittskarten fürs Schwimmbad, das Eis im Café, die Teilnahme am Kindergeburtstag oder die Familienfeier. Andernfalls müssten die Menschen in Armut auf das Nötigste verzichten. Nun bangen alle zusätzlich vor den zu erwartenden Energiekosten-Nachzahlungen nach der Jahresabrechnung.

Neben dem Beratungsangebot und der kurzfristigen finanziellen Unterstützung der Menschen in Not fordert die Diakonie zeitgleich auch von den politisch Verantwortlichen die nötigen Maßnahmen ein. „Wir sind mit mehreren Abgeordneten des Kreistags und Landrat Eininger ständig im Gespräch und versuchen, Lobbyarbeit zu machen“, versichert Andreas Caspar. Ansonsten hätten Menschen mit wenig Einkommen nämlich keine Lobby. Die Diakonie suche auch regelmäßig den Kontakt zu Bundestags- und Landtagsabgeordneten, um auf die Situation aufmerksam zu machen. „Das Bürgergeld reicht schon wieder nicht mehr und muss erneut erhöht werden. Die Inflation hat alles wieder aufgefressen. Wir als Diakonie müssen unsere Stimme erheben und die Politiker daran erinnern, dass sie auch an die Menschen denken, die nicht so viel Geld haben.“

Aus Sicht von Caspar heißt „Teilhabe“ auch nicht nur, sich das tägliche Brot leisten zu können. „Wenn viele Kinder in der Schule erzählen, dass sie in der Wilhelma oder auf dem Hohenneuffen waren, sollten die anderen auch mitreden können. Es kann nicht das Ziel sein, Menschen mit wenig Einkommen von alltäglichen Dingen auszugrenzen.“

Auch in solchen Fällen könnte der Notanker der Diakonischen Bezirksstelle helfen. Daher sieht Claudia Brendel auch der Auszahlung der Spendengelder von „Licht der Hoffnung“ schon mit Vorfreude entgegen: „Wir würden einige Familien gerne schon jetzt unterstützen.“ Die Bezirksstellenleiterin ist den zahlreichen großzügigen Spendern in dieser 32. Saison der Aktion sehr dankbar: „Das zeigt, dass die Solidarität in der Bevölkerung noch da ist. Jeder ist betroffen von der Energiekrise, aber die Menschen spenden trotzdem.“ Für die Diakonie sei es „gut zu wissen, dass viele Leute gespendet haben und wir die Möglichkeit haben, das Geld direkt weiterzugeben“.

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