Licht der Hoffnung

Ehemaliges Projekt von Licht der Hoffnung: Situation in Ecuador ist schwieriger denn je

Licht der Hoffnung: Mirjam Rast berichtet beim Besuch in Nürtingen von den aktuellen Entwicklungen in Südamerika. Das vom Initiativkreis der Katholischen Kirchengemeinde Nürtingen organisierte Maultaschen-Essen in Wolfschlugen hat 2400 Euro für El Laurel erbracht.

Mirjam Rast (Mitte) mit einigen der über 200 Kinder der Don-Bosco-Schule von El Laurel in Ecuador. Fotos: pm

NÜRTINGEN. Inzwischen ist es vier Jahre her, dass mit Spendengeldern der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ der Nürtinger und Wendlinger Zeitung Kindern im Ort El Laurel im südamerikanischen Ecuador geholfen werden konnte. Die Überweisung aus Nürtingen hat es ermöglicht, dass 40 Kindern aus dem Waisenhaus Casa Keller ein Jahr lang der Schulbesuch finanziert werden konnte. Das Schulgeld beträgt pro Kind 50 US-Dollar für jeden der zehn Schulmonate. Die Spende reichte darüber hinaus auch noch dafür aus, 30 Kinder aus mittellosen Familien mit einem geringeren monatlichen Zuschuss zu unterstützen. Der Initiativkreis „El Laurel“ der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Nürtingen, der seit über 20 Jahren besteht, hatte den „Licht der Hoffnung“-Antrag gestellt.

Schon seit 32 Jahren lebt die ursprünglich aus Luzern stammende Mirjam Rast in Ecuador und hat 2016 nach dem Tod des aus Stuttgart stammenden Pfarrers Lothar Zagst dessen Aufgaben in El Laurel übernommen. Lothar Zagst hatte in den 1990er-Jahren in El Laurel das Waisenhaus Casa Keller, einen Kindergarten und eine Schule aufgebaut und zudem Werkstätten für die Ausbildung verschiedener Berufszweige, eine Klinik mit Labor und Apotheke sowie eine Reismühle mit Lagerhalle eingerichtet.

Dieser Tage war Mirjam Rast in Nürtingen und hat dabei auch dem Senner-Verlag einen Besuch abgestattet, um über die aktuellen Entwicklungen in Ecuador zu berichten. Mit dabei waren auch Erna Hammer von der Nürtinger Kirchengemeinde, die zusammen mit Erhard Baier zu den Gründern des Initiativkreises „El Laurel“ zählt, und die Nürtingerin Brigitte Drozdowski, die wie Erna Hammer auch schon selbst nach Ecuador gereist ist.

Ende Februar ist das Schuljahr 2022/23 in El Laurel zu Ende gegangen. Am 24. April wird das neue Schuljahr in Ecuador beginnen. Selten zuvor war die Situation jedoch in El Laurel so schwierig wie jetzt. Die Bevölkerung leidet noch unter den Folgen der Corona-Pandemie, viele haben keine Arbeit und die Kriminalitätsrate ist extrem hoch. „Das Land ist derzeit politisch instabil“, erzählt Mirjam Rast. Zudem beutelt der Klimawandel die Region. Erst blieben im Februar die erhofften Niederschläge aus, im März traf es die Region dann dafür mit katastrophalen Überschwemmungen. „Auf den Feldern kann man im Moment weder säen noch ernten.“ Und als ob das noch nicht genug Leid wäre, kam nun auch noch ein Erdbeben hinzu.

Die Not ist groß in Ecuador. Daher bringen Mirjam Rast und ihre Mitarbeiter noch immer regelmäßig Lebensmittelpakete und Medikamente zu den Menschen in die entlegenen Dörfer. Damit hatte die Schweizerin 2020 nach dem Corona-Ausbruch begonnen.

Erst seit einem Jahr sind die mit 14 Lehrkräften ausgestattete Don-Bosco-Schule, die aktuell von 220 Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren besucht wird, und das Kinderheim „Casa Keller“ wieder geöffnet, in dem 35 Kinder wohnen. Im Frühjahr 2020 hatte das Heim geschlossen werden müssen und die Kinder mussten zu ihren Kontaktpersonen zurück, die in schwierigen sozialen und finanziellen Verhältnissen leben. Mirjam Rast hatte die Heimkinder regelmäßig dort besucht, wo sie gerade auch ihre zweimonatigen Ferien verbringen. Während der Schließzeiten hatten alle Schüler Schulaufgaben mitbekommen, die sie zu Hause lösen mussten.

Während der aktuellen Abwesenheit der Kinderheim-Bewohner wird das 22 Jahre alte Gebäude „Casa Keller“ gerade dringenden Sanierungsarbeiten bei Wasserleitungen, Toiletten, Duschen und Waschbecken unterzogen – für geschätzte Gesamtkosten von 8800 US-Dollar für Material und Arbeitslohn. Dringend reparaturbedürftig sind auch etliche Wohnhäuser der Familien der Schulkinder in El Laurel mit Dächern aus Zink, Wänden aus Schilfrohr und Holzböden. Auch dabei bietet das Team um Mirjam Rast aktuell Unterstützung an.

Die Bewohner des Kinderheims sind zwischen vier und 14 Jahre alt.

In der Klinik bezahlen die Patienten nicht selten mit Eiern oder Hühnern

Die katholische Kirchengemeinde aus Nürtingen tut weiterhin ihr Bestes, um finanzielle Unterstützung nach El Laurel zu schicken. Über die Sternsinger-Aktion kam aus Nürtingen ein stattlicher Betrag zum Kindermissionswerk nach Aachen, bei dem die Pfarrgemeinde El Laurel eine Unterstützung beantragen kann. Nach dreijähriger Corona-Pause hat der Initiativkreis El Laurel auch wieder im katholischen Gemeindehaus in Wolfschlugen das Maultaschen-Essen veranstaltet, bei dem 2400 Euro für Ecuador zusammenkamen. „Das war ein voller Erfolg“, freut sich Erna Hammer. „Die Gäste waren sehr spendenfreudig.“

Darüber freut sich auch Mirjam Rast, die auch noch von der Klinik erzählte, die zum Gesamtprojekt in El Laurel zählt. „Da die öffentlichen Spitäler schlecht laufen und keine Medikamente haben, ist der Zulauf bei uns enorm.“ 30 bis 50 Patienten werden pro Tag versorgt. „Oft kommen sie ohne Geld.“ Stattdessen würden sie Eier oder Hühner bringen. „Die können wir aber für unser Heim auch gebrauchen.“ Dass die Menschen kein Geld haben, ist allerdings auch kein Wunder. „Dem Putzpersonal des öffentlichen Krankenhauses wurden beispielsweise seit November die Löhne nicht gezahlt“, weiß die Schweizerin. Die Folge: Korruption und Kriminalität nehmen in Ecuador weiter zu. Inzwischen sei auch die staatliche Post zusammengebrochen.

Mirjam Rast kann aber auch Positives vermelden: „Ein Waisenmädchen, das wir einst in der Casa Keller aufgenommen haben, arbeitet heute als Sozialarbeiterin, hat noch den Master-Titel gemacht und unterstützt jetzt finanziell ihre Verwandten. Ein anderes früheres Heimkind arbeitet inzwischen im Transportgeschäft und ein Mädchen, die bei mir gewohnt hatte, bekam ein Stipendium vom Staat. Sie macht jetzt die Buchhaltung für 3000 Arbeiter bei einer Exportfirma für Kaffee und Bananen. Daher setzen wir so stark auf Bildung.“

Auch wenn die Situation in dem 60 Kilometer von der Großstadt Guayaquil entfernten El Laurel in den vergangenen Jahren schlimmer geworden ist – bei der Frage, ob sie eines Tages wieder nach Europa zurückkommt, muss Mirjam Rast keine Sekunde überlegen. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt sie. „Es gibt noch so viel zu tun in El Laurel.“ Zwar hätten viele ehemalige Heimkinder studiert und eine Lösung für ihren Unterhalt gefunden. „Aber jetzt kommt die nächste Generation.“

Der Nürtinger Initiativkreis sammelt weiterhin Spenden für El Laurel auf dem Konto der Katholischen Kirchenpflege Nürtingen, IBAN DE59 6115 0020 0048 2043 87, Verwendungszweck El Laurel Ecuador.

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