Licht der Hoffnung
„Ohne die klassischen Scheuklappen“
Licht der Hoffnung: Andreas Winkler vom Ensemble Don & Giovannis über Opernarien mit Augenzwinkern
Deutschlandpremiere in Frickenhausen: Das Ensemble Don & Giovannis rund um den Tenor Andreas Winkler vom Züricher Opernhaus tritt am Samstag, 18. Januar, um 20 Uhr beim Finale unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ zum ersten Mal in der Bundesrepublik auf. In der Schweiz hat es schon große Erfolge gefeiert.
FRICKENHAUSEN. Im Interview mit unserer Zeitung erzählt Andreas Winkler von seinem künstlerischen Konzept für das Gastspiel, das die Volksbank Hohenneuffen möglich gemacht hat.
Don & Giovannis – das klingt einerseits nach Mozart und andererseits nach Mafia. Worum geht’s da eigentlich?
Wir sind eine Gruppe, die früher als Swing-Band unterwegs war. Aber zunehmend bin ich draufgekommen, dass ich als Opernsänger mehr mit meinem eigentlichen Beruf machen möchte – und gleichzeitig wollte ich unbedingt die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen fortsetzen.
Und was war die Konsequenz?
Wir haben uns überlegt, die Opernmelodien zu nehmen und eine Art Cross-over zu machen. Aber nicht in Richtung Schlager oder in Richtung Kitsch. Sondern es mit anderen Weltmusikformaten zu verbinden.
Was ist daraus entstanden?
Wir nehmen die berühmtesten Arien (wie „Nessun dorma“ oder „La donna e mobile“) und machen zum Beispiel einen Tango draus. Oder wir vermischen es mit Klezmer, mit Swing oder italienischen Canzonen. Und machen daraus etwas Intimeres. Wir haben schließlich nur vier Instrumente. Und kein großes Orchester. Das ist der neue Ansatz. So was gibt es bisher noch nicht. Aber leider muss ich da immer wahnsinnig viel erklären. Am besten ist: Man hört sich das einfach mal an.
Aber es ist kein gesungener André Rieux?
Ganz bewusst nicht. Wir haben den entgegengesetzten Ansatz: Nicht die großen schwülstigen Melodien noch mehr aufzublasen und noch süßlicher zu machen – wir wollen sie vielmehr mit Ecken und Kanten versehen und Kontraste gegenübersetzen.
Roter Faden sind ja eindeutig die großen italienischen Arien und Lieder. Was ist denn das Faszinierende daran?
Meine allererste Oper (noch im Knabenchor in Österreich) war „La Bohème“. Das war ein ganz tolles Erlebnis für mich als Bub. Puccini liebe ich heute noch sehr. Aber auch Verdi, Rossini und Donizetti. Das ist meine Welt. Die italienischen Meister sind halt die großen Melodiker. Ich bin ja auch Halbitaliener. Meine Mutter stammt aus dem Trentino, mein Opa aus Neapel. Vermutlich deswegen liebe ich ja die Canzonen und Opern von dort so sehr.
Sind eure Versionen dann keine Blasphemie?
Nein. Ich glaub sogar, dass diese großen Komponisten das gutheißen würden. Schon zu Mozarts Zeiten haben sich die Musiker selber persifliert, selber kopiert und ihre eigenen Melodien in andere Stile verwandelt. Früher war das gang und gäbe. Nur heutzutage hat die Klassik den Anschein bekommen, man dürfe an der Musik nicht die kleinste Mini-Note verändern, weil das dann schon nicht mehr original ist.
Für Sie ist das ein Blödsinn?
Stimmt. Mein Ansatz war, dass in der Oper immer an der Regie herumgemacht wird, alles wird immer moderner und immer verrückter. Aber die Musik bleibt als Kontrast immer gleich.
Das wollten Sie ändern?
Ja. Aber wir gehen dabei immer noch respektvoll damit um. Wir machen ja nix Hypermodernes daraus. Sondern vermischen es mit dem nostalgischen Stilen wie den italienischen Canzonen von Renato Carosone oder Adriano Celentano.
Aber was hat jetzt Verdi mit Bob Marley zu tun?
Ich geb ein Stück weit die Verantwortung für solche Dinge ab. Die Grundidee und das ganze Konzept sind von mir, aber zwei Musiker (Sven Angelo Mindeci am Akkordeon und Saxofonist Rafael Baier) teilen sich die Arrangements. Das Schöne daran ist, dass die eben nicht die klassischen Opern-Scheuklappen tragen, die auch manchmal ich noch aufhabe. Und dann kommt es dazu, dass die beiden eine Assoziation zu einer Melodie haben und dann zu mir sagen: „Eigentlich ist das doch ein Reggae!“ Und das stimmt dann wirklich.
Gehen wir also mal die Instrumente durch. Fangen wir mit dem Akkordeon an.
Mit Sven Angelo Mindeci arbeite ich schon seit unserer gemeinsamen Swing-Band zusammen. Weil ich auch da schon immer auch Tango machen wollte. Das ist meine große Leidenschaft. Seit ich als junger Mann am Stadttheater Hildesheim angefangen hab. Jetzt passt Sven noch viel besser dazu. Der Klang des Akkordeons ist einfach ganz toll.
Saxofon.
Rafael Baier ist in der Schweiz einer der Saxofonisten schlechthin. Der hat auch bei Pepe Lienhart in seinem Swing-Orchester mitgespielt, schreibt jetzt selber große Musiktheater-Stücke und ist ein sehr vielseitiger Musiker, der auch alle Klarinetten und zahlreiche Flöten spielt. Viele verschiedene Klänge in unserem Auftritt drinzuhaben – das war mir auch wichtig.
Gitarre.
Bei der Swing-Band hatten wir immer auch ein Klavier dabei. Aber das war bei vielen Veranstaltungen auch ein Problem. Die Gitarre ist da wesentlich flexibler und kleiner. Und da ich schon immer bei den italienischen Canzonen eine Mandoline dabeihaben wollte, haben wir mit Felix Brühwiler einen geholt, der beides kann. Und zwar prima.
Kontrabass.
Peter Gossweiler sorgt für den Groove. Der beherrscht alles – von der Klassik bis zum Hardrock. Das hat mich sehr beeindruckt.
Wen verärgert ihr denn mit eurem Konzept mehr – die Klassik-Fans oder die Jazzer?
Von denen, die uns gehört haben, keinen. Nur als wir unsere CD angekündigt hatten, haben einige gesagt „Das kann man doch mit Mozart und den armen Meistern nicht machen!“. Aber die haben sich das gar nicht angehört. In der Klassik sind die Reserven zuvor vermutlich größer. Die Jazzer sind da viel offener. Jazz hat ja schon immer Stile vermischt. Das liegt in der Natur dieser Musik.
Es gab also keine großen Probleme?
Nein. Was mich gefreut hat: Leute, die nicht von vornherein nur Klassik-Konzerte besuchen, haben einen Zugang gefunden. Und mir ist es auch wichtig, diese Arbeit zu leisten – die Leute wieder ein bisserl an die Klassik heranzuführen und Interesse zu wecken. Die Melodien sind ja eigentlich sehr schön.
Sie sind ja gebürtiger Tiroler. Werden Sie auch jodeln?
Nein. Da verzichte ich darauf. Ich hab als Opernsänger jahrelang trainiert, dass sich meine Stimme nicht mehr überschlägt und ich nicht mehr kiekse (was ja eigentlich das Jodeln ausmacht). Das Jodeln fällt mir mittlerweile sehr schwer. Ich hoffe, dass es mir auch nicht mehr unabsichtlich passiert. Und absichtlich werde ich es nicht machen.
Der Vorverkauf läuft im Stadtbüro unserer Zeitung am Nürtinger Obertor 15, Telefon (0 70 22) 94 64-1 50, E-Mail nz-vorverkauf@ntz.de.
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