Licht der Hoffnung
Die hohe Kunst der Wort-Jonglage
Kleinkunstpreis-Trägerin Uta Köbernick machte das Dreikönigskonzert im Unterensinger Udeon zum Erlebnis
Na, also – wer sagt’s denn? Das deutsche Kabarett lebt noch – und das nicht nur in den Großstädten. Es kann sogar in einer eher kleinen Gemeinde zum Publikumsmagnet werden und für Begeisterung sorgen. Just das erlebte man vorgestern Abend beim Dreikönigskonzert im Unterensinger Udeon. Den Abend mit Kleinkunst-Preisträgerin Uta Köbernick vergisst so schnell keiner.
UNTERENSINGEN. Deutsche Sprache, schwere Sprache – das stimmt sicher manchmal. Oder sogar oft. Die gebürtige Köpenickerin, deren Gastspiel die Nürtinger Firma ZinCo möglich gemacht hatte, ließ einen indes die andere Seite dieser Medaille nicht nur erleben, sondern regelrecht spüren.
Sie befreit die Sprache von aller Schwere, weckt die Leichtigkeit ihres Da-Seins, wirbelt die Worte durch die Lüfte, lässt sie um den Kopf und im Kopf kreisen und fängt sie dann wieder auf – oft verwandelt oder auf ihre eigentliche Kern-Bedeutung und -Aussage reduziert. Und nicht selten schickt sie dann ein zweites, drittes, viertes hinterher, sodass so mancher Gag zum Spätzünder avanciert. Aber gerade die sind ja oft die besten. Sie hallen nach, und sie wirken nach.
Das Grandiose an Uta Köbernicks Art des Kabaretts ist es, dass diese Kleinkunst in Wahrheit ganz großes Theater ist – und zwar weil sie entzaubert und verzaubert zugleich. Weil sie zu keiner Sekunde einen Holzhammer nötig hat, ein federkiel-leichtes Wort, in den Raum, in die Köpfe, in die Fantasie und in die Herzen gehaucht – das bewirkt oft genauso so viel. Und so, wie es Uta Köbernick vermag, sogar noch viel, viel mehr.
Klar, dass das auch Ansprüche ans Publikum stellt: Man kann nicht nur passiv konsumieren, sondern muss aktiv mitdenken. Und das ist auch gut so. Denn es zeigt einem, welch großen Spaß es machen kann, nicht nur die Worte, sondern auch die Dinge aus einer ganz anderen Sicht zu betrachten und (ab) zu wägen.
Denn die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen, und selbst die Guten sind nicht immer nur gut und die Bösen nicht immer nur böse. Überhaupt: Wer (oder was) ist denn gut? Und wer (oder was) ist denn böse?
Die Welt der Vorurteile wirbelt und rüttelt Uta Köbernick in ihrer Ein-Frau-Show, bei der sie übrigens auch als Gitarristin und Geigerin glänzt, immer wieder durcheinander, zieht einem dabei manchmal den Boden unter den Füßen weg, aber lässt einen danach umso fester stehen. Gerade weil sie die eigene (und auch ihre) Unsicherheit bewusst macht. Wer alles zu wissen glaubt, der weiß im Grunde nichts.
Welcher Quelle kann man noch trauen? Welche Information soll ich wie gewichten? Was ist in dem Dschungel aus Facebook-Likes überhaupt wichtig? Liebst Du mich? Fragen über Fragen. Doch manchmal helfen einem Fragen auch weiter als Antworten. Zumal wenn die (allzu) fertig sind.
Dass am Ende eines Abends, der (samt seiner Botschaft) wohl bei allen, die ihn erlebten, noch lange in Erinnerung bleiben wird, so große Begeisterung herrscht, liegt aber gewiss auch an Uta Köbernicks Bühnenpräsenz: Dass sie eben nie den Zeigefinger erhebt, sondern einen immer wieder mitten in die eigene Ratlosigkeit hinein nimmt, dass sie zwar droben auf der Bühne steht, aber man ihr dennoch ganz nah kommt, dass sie sich bei all ihrer Kunst nie als Diva geriert, sondern das nette Mädchen von nebenan geblieben ist, das mit Herzenswärme auf sein Publikum zugeht und das dann auch von dem zurückgeschenkt bekommt.
Denn auch das hat seinen unverrückbaren Platz in Uta Köbernicks Programm: die unendliche Sehnsucht nach Liebe. Und was man aus ihr und wegen ihr nicht so alles macht. In diesen Momenten ist sie dann mehr als nur eine begnadete Künstlerin. Sondern vor allem eins: ein wahrer Mensch. Und sie öffnet einem gerade dann die Ohren und die Augen dafür, worauf es im Leben wirklich ankommt. Und vor allem das Herz.
Nürtingen | 20.09.2025 - 05:00
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