Leserbriefe

Zu pauschal und zu wenig differenziert

Peter Schya, Nürtingen. Welche Ängste treiben Herrn Dr. Steigerwald bei seinem Kreuzzug gegen den Genderismus eigentlich um? Vielleicht wäre für ihn eine Auseinandersetzung mit der Genderforscherin Barbara Thiessen aus Landshut förderlich. Um sein Natur- und Menschenverständnis auf einen aktuellen Stand zu bringen, könnte ein Blick auf Regina Ammicht Quinn, katholische Theologin mit Lehrstuhl in Tübingen und Sprecherin des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) hilfreich sein. Wenn ich diese Theologin richtig verstehe, kommt es für sie darauf an, eine menschliche Beziehung zu würdigen, statt an einem bestimmten Bild von göttlicher Ordnung und Natur festzuhalten.

Die evangelische Theologin Margot Käßmann vertritt die Ansicht, es sei christlich, den Menschen anzusehen und nicht das Label, mit dem er festgelegt wird. Dr. Steigerwald wirft mir vor, kaum sachlich und wissenschaftlich zu argumentieren. Er unterstellt mir, ich würde Märchen verbreiten, und begründet diese Behauptung damit, dass die Evangelien „nichts von Begegnungen Jesu mit Homosexuellen“ berichteten. Tatsächlich habe ich über eine solche Begegnung in meinem Leserbrief kein Wort verloren, vielmehr habe ich darauf hingewiesen, dass Jesus keine Erst- oder Zweitklassenschöpfung gepredigt und an keiner Stelle Homosexualität verurteilt hat, was ja den Tatsachen entspricht. Diese Unterstellung macht Dr. Steigerwalds „wissenschaftliche“ und wertende Vorgehensweise deutlich.

Dr. Steigerwald unterstellt mir außerdem, die Ideologie des Generismus zu vertreten. Das ist mir zu pauschal und zu wenig differenziert. Vielmehr ist es mein Anliegen, alle Menschen zu respektieren, ohne irgendwelche Klassifizierungen vorzunehmen.

Dr. Steigerwald räumt zwar ein, dass „ein Mensch mit einer sexuellen Andersartigkeit . . . ein vollwertiger Mensch“ sei, „der allen Respekt verdient“. Ich empfinde es jedoch als wenig respektvoll, wenn er in diesem Zusammenhang wiederholt auf die Fehlformen und Fehlentwicklungen in der Pflanzen- und Tierwelt hinweist. Bei einer solch eingefahrenen Position Dr. Steigerwalds ist keine Auseinandersetzung auf Augenhöhe möglich. Deshalb erspare ich mir weitere Leserbriefe zu diesem Thema.

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