Leserbriefe

Wie viel Jäger ist im Jägerschnitzel?

Udomar Rall, Nürtingen. Zum Artikel „Alles Wurst – oder?“ vom 29. Dezember. Ist er nicht ein armes Würstchen, unser Minister Schmidt? Er muss Angst haben, dass ihn die Fleischlobby schlachtet und schnitzelt, wenn er nicht etwas gegen den Absatzeinbruch bei Tierfleisch unternimmt. Da ihm nichts Besseres einfiel, weil es ja wirklich kein vernünftiges Argument für Fleischverbrauch gibt, kam ihm die äußerst intelligente Idee, die „irreführenden Bezeichnungen für Fleischersatzprodukte“ abschaffen zu wollen, zum Beispiel „Vegetarisches Schnitzel“. Denn der Verbraucher blicke da nicht durch. Also weder durchs Schnitzel noch durch die Bezeichnung. Doch da gibt es prompt Probleme. Wie ist das mit Jägerschnitzel? Wie viel Jäger ist da drin? Schnitzeljagd, Papierschnitzel, Apfelschnitzel, Sellerieschnitzel. Muss alles umbenannt werden, da irreführend. Schlimm auch beim Leberkäs, weil da weder Leber noch Käse drin ist. Blickt da noch einer durch? Fleischtomaten, Kokosfleisch: Unmöglich.

Man sollte aber nicht bei den Nahrungsmitteln Halt machen. Aufgeräumt werden muss auch mit Worten wie Warteschlange. Könnte unvorbereitete Menschen erschrecken. Es gibt viel zu tun. Und dann ist da noch die bahnbrechende Forderung, in Kitas und Schulen unbedingt Schweinefleisch auf die Teller zu bringen. Dabei wurde erst vor nicht langer Zeit von Ernährungsexperten kritisiert, dass in vielen solchen Einrichtungen zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse angeboten wird.

Na ja, die Gesundheit unserer Kinder ist doch nicht so wichtig, wenn dafür die dänischen Schweinemäster mit Unterstützung von Steuergeldern gut verdienen und es die Schweine gut haben. Immerhin können sie vor Schwäche nicht umfallen, weil dazu gar kein Platz in der engen Koje ist.

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