Leserbriefe

Verlässlichkeit ist keine Einbahnstraße

Felix Ebner, GEB-Vorsitzender Kindergärten Wendlingen. Zum Artikel „Kitas reduzieren Öffnungszeiten dauerhaft“ vom 30. April.

Der Gemeinderat in Wendlingen hat in der vergangenen Woche das Ende der Ganztagesbetreuung in den Kindergärten/Krippen beschlossen. Das ist für eine Stadt mit mehr als 16.000 Einwohnern, pulsierender Wirtschaft und lebendiger Stadtgemeinschaft kein Aushängeschild. Als Gesamtelternbeirat verstehen wir, dass der Fachkräftemangel ein Ganztagesangebot nur schwer ermöglicht. Das Versäumnis der vergangenen Jahre, das Berufsbild attraktiver zu machen und mehr Menschen zur Ausbildung zu motivieren, führt nun im ganzen Land zu implodierenden Betreuungsmodellen. Und ja, bevor etwas versprochen wird, was dann nicht gehalten werden kann, ist es besser, ein niedrigschwelliges Angebot bei der Betreuung zu machen, welches dann auch eingehalten werden kann. Auch müssen wir wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen, damit wir dem Berufsbild der pädagogischen Fachkraft nicht den letzten Rest der Attraktivität nehmen. Wer entscheidet sich für ein Berufsbild, wenn er davon ausgehen muss, im Dauerkrisenmodus arbeiten zu müssen? Deshalb sehen wir es als notwendiges Übel, bei neuen Betreuungsverträgen eine Deckelung vorzunehmen. Dadurch entziehen wir dem Arbeitsmarkt weiter junge, dringend benötigte Fachkräfte, jedoch kann eben ohne Personal nicht betreut werden. Jedoch wurde den „Bestandseltern“ in der Vergangenheit das Versprechen gemacht, die Kinder im Ganztag zu betreuen. Und aufgrund dieses Versprechens wurden Entscheidungen getroffen. Entscheidungen zu pendeln, mehr als 50 Prozent als zweiter Elternteil zu arbeiten, das dadurch verdiente Einkommen auch dauerhaft zu nutzen. Diese Eltern stehen nun mit dem damals gegebenen Versprechen allein da und müssen teils existenzielle Entscheidungen treffen. Verlässlichkeit ist wichtig, das stimmt. Jedoch gilt das für alle. Deshalb ist es die inständige Bitte des GEB an den Gemeinderat und die Stadtverwaltung, insbesondere diese Härtefälle ins Auge zu nehmen und mit uns eine Lösung zu finden – in gemeinsamer Verantwortung.

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