Leserbriefe

Unterschiedliche Maßstäbe

Werner Sigel, Kirchheim. Zum Leserbrief „Menschen sollen sich selbst Meinung bilden“ vom 14. November. Ich trete auch weiterhin mit aller Entschiedenheit dafür ein, dass die palästinensische Seite einseitig ihre Sicht darstellen kann. Allerdings sollte ein Teil der Veranstalter sich bitte nicht als moralische Instanz darstellen, da meines Erachtens der Kernpunkt um die Diskussion mancher Veranstaltungen der sogenannten „Friedenswochen“ die unterschiedlichen Maßstäbe mancher Veranstalter sind, wo durch Doppelmoral Gleiches eben nicht gleich bewertet wird.

Ein Beispiel ist Herrn Kuhns Leserbrief mit dem im Kontext etwas themenfremden Einwurf, er positioniere sich im Bündnis Courage gegen Rechtsextremismus. Da gehört erfreulicherweise gar keine Courage dazu, da es erfreulicherweise parteienübergreifend Konsens ist, sich gegen Rechtsextremismus zu wenden. Insofern ist es schlichtweg ein Etikettenschwindel von ihm. Zusätzlich leugnet Herr Kuhn die nachweisbare Existenz der Plochinger Grauen Wölfe der ATIB und arbeitet mit diesen türkischen Rechtsnationalisten sogar zusammen, trotz meiner damaligen empörten Proteste. Genauso möchte ich darauf hinweisen, dass wohl jeder kritisch nachfragen würde, wenn bestehende deutsche Vertriebenenverbände sich Flüchtlingskinder Sudetenland beziehungsweise Flüchtlingskinder Oder-Neiße nennen würden. Dies wäre das Pendant zu Flüchtlingskinder im Libanon. Festzementiert und über Generationen vererbbar seit 1948. Genauso eine Doppelmoral war es bei der Veranstaltung von Sumay Farhat-Naser, welche auf meine detaillierten Nachfragen zu drei (!) Punkten zugeben musste, dass ihre Behauptungen in der von ihr gewählten Wortwahl nicht stimmen.

Ich „erlebte“ Andreas Zumach in der Evangelischen Akademie Bad Boll während einer Pro-Hamas-Tagung, wo er Israel dafür kritisierte, dass es sich aus Gaza komplett zurückgezogen hat (sic). Der Vorwurf lautete, dass Israel damit die Hamas in den Sattel gehoben habe. Sprich: Wie der Israeli es auch macht, der Israeli ist immer schuld.

Die wohlfeilen Worte der Veranstalter, sich vor Ort selbst zu informieren, brachte für mich einfach Erschreckendes zu Tage.

Abschließend noch ein Satz zu der behaupteten Legende von „Flüchtlingskinder im Libanon“, dass es keine Aufforderung an die Araber gab, Israel zu verlassen, um nach dem Krieg zurückzukehren. Khaled al-Asm, ehemaliger syrischer Premierminister, schreibt in seinen Memoiren 1973, Haschiwah 4-1993: „Seit 1948 fordern wir die Rückkehr der (palästinensischen) Flüchtlinge, obwohl wir es sind, die sie zur Flucht zwangen.“

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