Leserbriefe

Undifferenziert in der Argumentation

Ursula Funkenweh, Neuffen. Zum Artikel „Böse Mächte“ vom 21. April. Eigentlich sollte man inzwischen wissen, wo Wehaus draufsteht ist auch Wehaus drin. Man darf polemische Undifferenziertheit in der Argumentation erwarten, insbesondere bei jenen Themen, die besonders auf wissenschaftliche Seriosität angewiesen sind. In der Ausgabe äußert sich Wehaus zum Thema ungleiche Bildungschancen. Das „Geraune über soziale Auslese an den Schulen“ helfe nicht weiter. Man ist geneigt hinzuzufügen, Parolen auf Stammtischniveau auch nicht! Wehaus verwahrt sich dagegen, dass angeblich „böse Mächte“ es verhindern würden, dass es Unterschichtenkinder auf das Gymnasium schaffen. Suggeriert wird, dass es sich hierbei nicht um strukturelle Probleme innerhalb der Bildungslandschaft handelt, sondern insbesondere um mangelnde individuelle Möglichkeiten zur Leistungserbringung, sei es durch desolate familiäre Verhältnisse oder persönliches Unvermögen. Die Tatsache, dass Akademikerkinder eine dreifach höhere Chance haben, das Gymnasium zu besuchen, wird ignoriert. Auch Untersuchungen darüber, dass längeres gemeinsames Lernen in der Grundschule dabei hilft, sozialer Auslese entgegenzuwirken, wird negiert. Die Verbesserung struktureller Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel kleinere Klassen mit der Möglichkeit verbesserter individueller Förderung, werden gar nicht erwähnt. Erwähnt wird hingegen, dass ein Junge aus der Nachbarschaft Wehaus’, der es trotz familiär bedingter Widrigkeiten aufs Gymnasium geschafft hatte, es letztlich doch nicht schaffte, den dortigen Anforderungen zu genügen. Nicht nur diese Häme schmerzt.

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