Leserbriefe

Trifft den Nagel auf den Kopf

Hans-Jürgen Schneider, NT-Neckarhausen. Zum Leserbrief Die Stadtkapelle vom 27. März. Ich bin seit 51 Jahren Mitglied im Musikverein Neckarhausen, 40 Jahre davon war ich im Vorstand und habe zusätzlich 20 Jahre im Blasmusikverband als Beisitzer und Vizepräsident fungiert. In diesen Jahren habe ich Höhen und Tiefen im Vereinsleben kennengelernt. Auch mein Verein stand schon fast vor dem Aus.

Nur durch mutige Mitglieder, Musiker und Freunde, die mich unterstützten, konnte der Verein wieder nach oben gebracht werden. In dieser Zeit wurde nicht nachgerechnet, wie viele Stunden wir ehrenamtlich benötigt haben, den Verein wieder aufzubauen. Wir waren gezwungen, unter anderem Würstchen zu grillen und Bier zu zapfen, weil halt der Verein die Einnahmen benötigte. Für diese ehrenamtliche Tätigkeit wurde ich von der Stadt und vom Land geehrt.

Ich bin irritiert, wenn man dann mit Mitteln in einer Größenordnung um sich wirft, für die ein Verein Jahre braucht, um diese zu erwirtschaften. Die Bezüge der Dirigenten sind im Allgemeinen bekannt und können in etwa mit der Hälfte des jetzt diskutierten Zuschusses beglichen werden. Es ist richtig, dass wir in städtischen Gebäuden ohne Miete und Heizkosten proben können und einen Nachlass für die Ausbildung bei der Musikschule erhalten. Hierfür sind wir der Stadt dankbar. Aber erhält diese Unterstützung die Stadtkapelle nicht auch? Dazu noch zusätzlich hohe Bar-Zuschüsse?

Ich sehe ein, dass die Stadtkapelle nicht von heute auf morgen einen Mitgliederstamm haben kann, aber auch andere Vereine fingen einmal bei null an und mussten durch großes ehrenamtliches Engagement Aufbauarbeit leisten. Die Verantwortlichen der Stadtkapelle hätten sich darüber vor ihrem Zwist im Klaren sein müssen. Mit einer Neiddebatte hat dies alles nichts zu tun. Man sollte alles tun, um eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Vereinen zu vermeiden! Beim nächsten Maientags-Festzug nehmen alle Musikvereine selbstverständlich wieder gerne teil. Mit einem Unterschied, dass die Musiker der Teilorte mit ihren fast ausschließlich eigenen Instrumenten spielen, während der Stadtkapelle städtische Instrumente zur Verfügung stehen. Anders wäre ein Musikverein der Teilorte sonst gar nicht finanzierbar.

Ich bitte hiermit alle Ortschafts- und Stadträte, nochmals über ihre Abstimmung nachzudenken, ob die getroffene Entscheidung unter dem Aspekt der Gleichbehandlung gerecht ist. Auch die Musikvereine der Teilorte übernehmen seit Jahren selbstverständlich und gerne vielerlei Repräsentationsaufgaben für die Stadt Nürtingen. Hoffentlich werden in allen Vereinen diese Briefe diskutiert, denn nicht nur die Musikvereine und die Stadtkapelle sind Kulturträger nach Noten, da gibt es noch einige mehr.

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