Leserbriefe

Stromanbieterwechsel?

Klement Giesel, Grafenau. Zum Artikel Eine Million Stromkunden wechseln Anbieter vom 19. Januar. Matthias Kurth von der Bundesnetzagentur freut sich über die vielen Wechselwilligen. Das ist auch grundsätzlich zu begrüßen. Dass damit aber automatisch mehr Wettbewerb in Gang kommt, ist allerdings ein zu kurz gegriffener Folgeschluss. Denn wer seine Auswahlkriterien ausschließlich auf billigere Stromlieferanten setzt, landet häufig bei einer Tochter oder Verbündeten der vier Stromriesen. Damit bleiben die Gewinne und die Allmacht bei den Großen. Und Bürger, die wegen ein paar Euro im Jahr gar von einem weitgehend unabhängigen Stadtwerk zu einer solchen Tochter wechseln (oft, ohne das zu wissen), helfen sogar mit, das zarte Blümlein Wettbewerb wieder zu Grabe zu tragen. Mit dem Erfolg, dass die Riesen noch stärker über die Strom- und Gaspreise bestimmen können.

Zunächst billigerer Strom wird so letztlich für alle noch teurer. Und wer in guter Absicht gar sogenannten Ökostrom von den Großen oder ihren Töchtern kauft, läuft große Gefahr, dass er teurer bezahlten Strom ohne jeden Umweltnutzen ins Netz speisen lässt und damit zu noch höheren Gewinnen verhilft. Wer dies verhindern und wirklichen Wettbewerb fördern will, dem empfehlen Verbraucher- und Umweltverbände besonders diese vier unabhängigen Stromanbieter: Naturstrom (nicht verwechseln mit Naturenergie), Lichtblick, Greenpeace Energy und die Elektrizitätswerke Schönau aus unserem Schwarzwald. Weitere Orientierungshilfen finden Wechselwillige beim Bund der Energieverbraucher www.energienetz.de, dem www.sfv.de, www.bund.net und www.atomausstieg-selber-machen.de.

Einen nicht unerheblichen Einfluss auf einen stärkeren Wettbewerb haben auch die Kommunen bei der Neuverhandlung der zurzeit auslaufenden Netzkonzessionsverträge, um die sich vermehrt auch Stadtwerke bewerben. Es ist jämmerlich, mit welchen billigen Phrasen manche Kommunen dem alten großen Netzbetreiber erneut den Zuschlag gaben und diese seltene Chance nicht wahrnahmen. Da versagt die gesellschaftliche Verantwortung unserer Bürgervertreter!

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