Leserbriefe

Steht Stuttgart 21 auf der Kippe?

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Stuttgart 21 – ICE hält nicht am Flughafen“ vom 9. Januar. „Stuttgart 21 – das neue Herz Europas“ hieß 2009 die millionenschwere Werbekampagne aus Steuergeldern, mit der dem zögernden Volk die märchenhafte S21-Milliarden-Immobilien-Verschwörung aus Politik und Wirtschaft „kommuniziert“ werden sollte.

Dazu gehörte auch die Quer-Idee mit dem schrägen Tiefbahnhof und der ICE-Anschluss des Flughafens – der geniale Wunsch des CDU-Ministerpräsidenten Erwin Teufel. Die teure S21-Herz-Kampagne war allerdings ein Flop und jetzt ist auch das Herz selbst schwer krank. Dazu schreibt Konstantin Schwarz mit der Schlagzeile „Stuttgart 21: ICE hält nicht am Flughafen“ unter anderem (Zitat): „Beim Bahnprojekt Stuttgart 21 steht noch mehr auf der Kippe, als bisher bekannt war . . . “

Bekannt war auf jeden Fall die seit Jahren anhaltende S21-Kosten-Explosion in Milliarden-Schritten. Der Bundesrechnungshof ermittelte fast zehn Milliarden Euro statt der vom Bahnchef Grube 2011 genannten Sollbruchstelle zur Un-Wirtschaftlichkeit von 4,526 Milliarden. Dem Bahn-Vorstand und dem Aufsichtsrat wurde in selbst bestellten Gutachten nicht nur das Wachstum der Kosten bestätigt, sondern auch technische Gefahren aufgezeigt bei dem Bau der vielen Kilometer Tunnel in dem quellfähigen Anhydrit-Gestein. Die erforderliche Beratung im Bahn-Vorstand und im Aufsichtsrat über notwendige Konsequenzen wurde allerdings ersetzt durch Geheimhaltung der S21-Gutachten und Vertagung des Nachdenkens.

Jetzt ist der nächste Termin am 26. Januar in Berlin mit „Sprengstoff im Aufsichtsrat“, weil auch strafrechtliche Folgen möglich sind für diejenigen Mitglieder im Aufsichtsrat, die trotz der S21-Unwirtschaftlichkeit nach den bisher eingestandenen Kostenexplosionen bis 7,9 Milliarden Euro immer noch für den S21-Weiterbau stimmen. Obwohl mit Umstieg-21 schon lange eine klare Alternative vorliegt, die auch noch Milliarden einsparen würde. Eventuell „beschließt“ der Aufsichtsrat auch wieder den bequemen Weg der Verschiebung, bis das „kranke Herz Europas“ wegen der vielen technischen Probleme sowieso versagt. Es bleibt angespannt.

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