Hans Müller, NT-Oberensingen. Unter der Überschrift „Die Bäume von Kolkata“ hat Redakteur Jürgen Gerrmann vor ein paar Wochen einen eindrucksvollen Bericht mit Fotos über das Verhältnis der 4,5 Millionen Menschen der riesigen Metropole Kalkutta zu den dort wachsenden, teilweise uralten Bäumen geschrieben. Er meinte darin, dass vielleicht das Faible für Bäume die Inder und die Deutschen verbinde, weil schon den alten Germanen die Bäume heilig gewesen sind. Wenn man die Entwicklung bei uns im Land beobachtet, kann man das leider absolut nicht bestätigen. Dort werden starke Äste in Kopfhöhe geduldet und man zieht halt den Kopf ein, um drunter durchzukommen. Bei uns hier werden gleich Dutzende Bäume im Schlosspark in Stuttgart abgesägt, weil man meint, für die Zukunft großzügig planen zu müssen. Dort tobt das Verkehrschaos durch alle Straßen, bei uns meint man, Autobahnen und Schnellbahntrassen mitten durch die Stadt bauen zu müssen.
Aber nicht nur in Stuttgart begeht man diesen Frevel an der Natur. Direkt vor unserer Haustür, zum Beispiel bei der Ortskernsanierung in Oberensingen, hat man, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, wertvolle alte Bäume meines Erachtens völlig unnötig einfach abgesägt. Es sollte der Lindenplatz für den Verkehr ertüchtigt werden. Soweit bis jetzt ersichtlich, ändert sich so gut wie nichts. Außer, dass einige schöne alte Bäume verschwunden sind und außer vier Kastanien keine einzige Linde zu finden ist. Mir ist dies erst jetzt aufgefallen, da ich diesen Bereich wegen des täglichen Verkehrsstaus meide. Wenn man davon ausgeht, dass der umgestaltete Lindenplatz dann dereinst so aussieht wie die sogenannten Aichterrassen, die hauptsächlich aus Beton und Stahl bestehen, dann wird sich auch dort außer der Neujahrsansprache des OB nicht viel abspielen.
Im Übrigen ist doch allgemein festzustellen, dass „Platz“ im Gegensatz zu früheren Zeiten heute meistens nur einen Verkehrsknotenpunkt bezeichnet, auf dem man sich nicht aufhalten möchte (siehe Charlottenplatz in Stuttgart). Irgendwann wird sich die Natur für unser Desinteresse rächen.
Leserbriefe | 16.07.2025 - 05:00
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