Leserbriefe

Stadtwerke könnten Erdgastankstelle bauen

Christian Bürk, NT-Neckarhausen. Zum Leserbrief „Eine bedeutende Zukunftstechnologie“ vom 22. Februar. Interessanter Artikel über die wirtschaftliche Situation bei der Wasserstofftechnik („H-Technik“). Leider sind zwei Pferdefüße enthalten: Erstens ist die Rechnung zu den Wasserstoffgewinnungskosten formal nicht korrekt. Zweitens: Die Kosten der Wasserstoffbereitstellung (Transport, Speicherung, Entnahmestellen) sind nicht aufgeführt. Diese sollen horrend hoch sein.

Wir haben uns 2010 für die Zuteilung eines der ersten 200 deutschen F-Cell-Autos auf Basis der B-Klasse bei Mercedes beworben. Trotz unserer Neugier auf die neue Technik war uns klar, dass nur in Berlin, Frankfurt am Main und Stuttgart die damals einzigen drei (!) H-Tankstellen in Deutschland existieren und sich dies nicht explosionsartig verbessern würde. Uns wurde (soll ich sagen zum Glück?) kein F-Cell zugewiesen und mitgeteilt, dass eine H-Tankstelle circa eine Million Euro (!) kostet. Wie sich die H-Technik rechnen soll und wie da die Praxis bei einer derart beschränkten Reichweite aussieht, weiß ich nicht.

Wir backen daher weiterhin kleinere Brötchen und fahren mittlerweile im dritten Jahr eine B-Klasse mit sehr schadstoffarmem bivalentem Erdgas-/Benzinmotor. Die im Autotest der NTZ vergangenes Jahr dokumentierten günstigen Verbrauchswerte (5,2 Kilogramm je 100 Kilometer ) können wir nach 45 000 reinen Erdgas-Kilometern exakt bestätigen. Da Erdgas an Tankstellen je Kilogramm circa einen Euro kostet, schlagen wir in den Verbrauchskosten viele herkömmliche Autos um Längen, unter anderem auch unseren B-Klasse-Diesel.

Was uns allerdings immer wieder Kummer bereitet, ist die „unterirdische“ Erdgastankstellendichte rund um Nürtingen. Das gehört unbedingt verbessert. Zum Tanken müssten wir extra nach Kirchentellinsfurt, Metzingen, Reutlingen oder Esslingen fahren. Wenn ich beruflich von Nürtingen auf der A 8 nach Karlsruhe oder München fahre, gibt es die nächste autobahnnahe Erdgastankstelle sogar erst in Pforzheim oder in Günzburg. Nicht sehr lustig. Die Erdgasverteilnetze sind in unserer Region eigentlich gut ausgebaut. Eine Erdgastankstelle soll circa 25 000 Euro kosten, also ein Vierzigstel (!) einer H-Tankstelle. Wenn die Stadtwerke Nürtingen hier als Vorreiter im Umweltschutz aktiv werden könnten und nicht nur den Haushalten, sondern auch den Autofahrern Erdgas zum Beispiel an einer der zahlreichen Tankstellen an der vielbefahrenen B 297/B 313 anbieten würden, wäre das doch ein erster Schritt. Und die Stadt/Stadtwerke könnten ihre Fahrzeugflotte sukzessive auf Erdgasbetrieb umstellen. Das wäre doch mal ein Signal!

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