Lothar Roß, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „ Nürtingen im Bündnis für biologische Vielfalt“ vom 15. Mai. Zu dieser einstimmigen Entscheidung kann man dem Nürtinger Gemeinderat nur gratulieren. Die internationalen Vereinbarungen dazu werden seit Jahren auf dem Altar der wirtschaftlichen Interessen geopfert, wie der kürzlich veröffentlichte Bericht (global biodiversity outlook 3) erneut bestätigt: Das Artensterben geht ungebremst weiter.
Umso wichtiger ist es, wenigstens im eigenen Umfeld zu retten, was zu retten ist. Wie aber kann es dann sein, dass Bürgermeister und Gemeinderat der Stadt Nürtingen sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, Nürtingen zur gentechnikfreien Zone zu erklären?
Wie kann man sich für Artenvielfalt einsetzen, aber gleichzeitig für Agrogentechnik sein? Der tiefere Sinn (wenn man das Sinn nennen kann) der grünen Gentechnik liegt in erster Linie darin, eine industrielle großflächige Landwirtschaft zu betreiben, bei der möglichst alle anderen Pflanzen auf den Feldern mit Herbiziden vernichtet werden, sodass nichts außer Gentechnik-Nutzpflanzen wächst. Die totgespritzten sogenannten Unkräuter wären wiederum Nahrung und Lebensraum für Dutzende tierische Lebewesen gewesen, von den direkten Folgen der diversen Spritzmittel und eingebauten Giftstoffe auf die Tierwelt ganz zu schweigen. Auch die nicht zu vermeidenden Auskreuzungen und das Auswildern von genetisch veränderten Pflanzen (Gensoja entwickelt sich in USA inzwischen zum Unkraut) werden die Artenvielfalt schädigen.
Aber da hat die Natur leider wieder mal Pech gehabt. Wenn unsere Nürtinger Politiker es ernst meinen mit ihrem Bekenntnis zur Artenvielfalt, gibt es für unsere Zukunft nur eine Konsequenz: Nürtingen muss sich für gentechnikfrei erklären. Anderenfalls waren das alles nur die üblichen politische Sprechblasen, die nichts kosten und nichts wert sind.
Leserbriefe | 22.12.2025 - 05:00
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Leserbriefe | 22.12.2025 - 05:00
Saulus oder Paulus
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