Leserbriefe

Putin, die USA und der Kalte Krieg

Hartmut Schewe, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Putin rüstet auf – USA warnen vor Rückfall in Kalten Krieg“ vom 18. Juni. Dass in der Politik bei „Bedarf“ getarnt, gelogen und gefälscht wird, ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Vor allem wenn es um militärische Macht und Einflussbereiche geht. Bereits in der Antike sahen sich die Fürsten genötigt, militärische Aktionen irgendwie zu begründen. Die Gründe fürs Volk befanden sich meist im Reich der Emotionen. Notfalls wurden diese geschürt. Die US-Regierung liefert derzeit ein Paradebeispiel nach dem anderen dafür ab. Das ist auch nichts Neues. Die USA warnen Moskau vor einem Rückfall in den Kalten Krieg. Man fragt sich nur, weshalb sie genau vor dem warnen, was sie selber angezettelt haben? Wer hat sich denn (absprachewidrig) im Machtbereich des früheren Gegners ausgebreitet?

Die Russen haben sich aus dem Machtbereich der früheren UdSSR zurückgezogen. Kaum waren die weg, waren die Amis da! Entgegen aller Zusagen. Die Nato – allen voran Deutschland – dackelte hinterher, obwohl alle Mitglieder vorher hätten zustimmen müssen. Das ist nicht geschehen. Stattdessen sind inzwischen nahezu alle früheren Mitglieder des Warschauer Pakts in der Nato und sogar frühere Sowjetrepubliken. Dort wurden Militärstützpunkte aller Art installiert. Modernste Kampfbomber in Georgien, Polen, dem Baltikum. Geheime Foltergefängnisse in Polen (Abu-Ghuraib lässt grüßen) und Bodentruppen. Dort und im Baltikum sollen schwere Waffen (Panzer mit Bodentruppen) stationiert werden.

Allerdings wäre noch nichts entschieden. Rein zufällig fand vor Kurzem ein gemeinsames Marinemanöver mit Rumänien im Schwarzen Meer statt. Das Bedrohungsszenario, das die USA mal wieder aufbauen, ist gigantisch und kann durchaus als Kriegsvorbereitung verstanden werden. Zumindest liegt hier die klassische Einkreisungsstrategie vor, zumal im Fernen Osten Japan und Südkorea als ebenfalls treue Verbündete der USA Gewehr bei Fuß stehen. China und Russland sind sich auch nicht grün – wenn die US-Amerikaner so weitermachen, könnte sich das allerdings noch grundlegend ändern. Und jetzt wagt es Putin doch tatsächlich, Gegenmaßnahmen zu ergreifen! Pfui aber auch! Möglicherweise kommt der noch auf die Idee, ein paar Kriegsschiffe zum Flottenbesuch nach Havanna zu schicken. Oder nach Schanghai. Aus US-Sicht wäre das sicher eine Art von Kriegserklärung. So schlicht sieht Washington die Welt.

So ganz nebenbei führt dieser Weltpolizei-Anspruch zu exorbitanten Rüstungskosten beziehungsweise zu einer gigantischen Verschuldung der USA. Die Verschuldung Griechenlands ist dagegen ein Pipifax. Hier lauern für die Weltwirtschaft noch große Gefahren.

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