Bärbel Kehl-Maurer, Nürtingen. Zu den Artikeln „Weniger Kinder trotz Elterngeld“, „Ätsch“ und „Kinder sind tödlich für die Karriere“ vom 8. April. So lobenswert die Initiativen von Bundesfamilienministerin von der Leyen für Familien und Kinder auch sind und so überzeugt sie auch von ihr vorgetragen werden: Auch bei Frau von der Leyen scheint letztlich der Wunsch die Realität zu ersetzen. Wenn sie schon gegen alle politischen Bedenken und Widerstände ein Elterngeld durchgesetzt hat, so muss es doch schließlich auch wirken und „Nachwuchs produzieren“! Wenn es doch so einfach wäre.
Glaubte/glaubt Frau von der Leyen denn wirklich, dass ein paar Tausend Euro Paare dazu animieren, Kinder in die Welt zu setzen, die sie sonst nicht haben wollten? Es fehlen weiterhin Krippenplätze, auf die Bedürfnisse der Eltern zugeschnittene Kindergartenplätze, Tagesmütter, Ganztagsschulen, und die Gesellschaft steht Kindern zumeist kritisch, um nicht zu sagen unfreundlich gegenüber. Natürlich ist es in diesem Zusammenhang richtig, wenn Herr Birg darauf hinweist, dass das Leben mit Kindern schwerer ist als ohne. Das weiß jeder, der Kinder hat. Davon jedoch abzuleiten, dass eine Heirat und/oder Kinder „für die Karriere tödlich sind“, ist schlichtweg unsinnig. Auch seriöse Umfragen lassen eine solche Interpretation nicht zu. Kinder zu haben oder nicht zu haben, ist in der Regel keine rationale Entscheidung, wie etwa der Kauf eines Autos angesichts einer Abwrackprämie oder etwa der Bau eines Hauses. Für Kinder entscheidet man sich höchst emotional.
Kinder zu haben setzt ein gewisses Grundvertrauen voraus: in die Gesellschaft, die Kommunen, den Staat, die Politik, die Zukunft. Hier müssen wir ansetzen, um ein kinderfreundliches Klima zu schaffen. Was könnte man mit den mehr als vier Milliarden Euro Elterngeld pro Jahr alles machen? Was die derzeit fehlende Infrastruktur betrifft, kurz- und mittelfristig eine ganze Menge. Mit 4000 Millionen Euro pro anno kann man durchaus die Basis für ein flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot schaffen. Kommunen engagieren sich hier bereits im eigenen Interesse, denn auch das ist ein Aspekt, der darüber entscheiden kann, ob jemand mit seiner Familie in einer Stadt leben und arbeiten möchte. Was die Grundhaltung der Bundesbürger und Politiker betrifft und die Probleme, mit denen junge Familien zu kämpfen haben, so braucht es einen wesentlich längeren Atem. Es ist eine Aufgabe, die uns alle angeht – insbesondere die Politiker, die meinen, in einer „Prämie“ die einfache Lösung für ein höchst komplexes gesellschaftliches Problem gefunden zu haben.
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...