Leserbriefe

Pflege der Streuobstwiesen

Uta Bürk, NT-Neckarhausen. Zum Artikel „Die Streuobstwiesen sind in Gefahr“ vom 10. Mai. Seit Jahren setzen wir uns für den Erhalt von Streuobstwiesen ein. Für zwei oder drei von uns bewirtschaftete Wiesen haben wir langfristige Pachtverträge, sodass wir neue heimische Hochstämmchen auf die brachliegenden Wiesen gesetzt haben. Der dritte Besitzer behält sich jedes Jahr aufs Neue vor, ob wir seine weit über 50 Jahre alten Bäume schneiden und ernten dürfen. Offensichtlich ist da ein Misstrauen „Alt“ gegen „Jung“ da, was hierzulande sehr verbreitet ist. Auf diesem dritten Grundstück bleibt für uns daher keine Möglichkeit, einen langsamen Baumersatz „alt“ gegen „neu“ durchzuführen.

Diese Ungewissheit betrifft nicht nur unsere Freizeit. Ob das nun die berufliche Zukunft ist, das Getrenntleben der Familie mit Wochenendbeziehung, weil man ja nicht unflexibel sein darf und der Arbeitsmarkt nicht mehr qualifizierte Jobs hergibt als früher. Oder ob es die Schwierigkeit für eine Familie ist, von einem zum anderen Bundesland umzuziehen, ohne dass man eine Chance für die Kinder wiederfindet, von einem zum anderen Gymnasium mit Französisch, Englisch, Latein oder Italienisch als erster oder zweiter Fremdsprache, mit acht- und neuenjährigem Zug gleichzeitig klarzukommen. Flexibilität?

Ich würde für meine Familie heute kein Haus mehr bauen. Allenfalls irgendwo eine nette altengerechte Wohnung kaufen, die ich dann vermietet hätte, mit der Option, vielleicht irgendwann einmal hierher zurückzukehren. Flexibilität!

Und nun zurück zu den Streuobstwiesen. Warum wird es jüngeren Menschen so schwer gemacht, sich an irgendetwas gesichert zu erfreuen? Warum lassen die „Alten“ ihre Stückle nicht los? Allenfalls für ein Vesper, wenn man denn so freundlich war, die Hochstämme zu schneiden. Streuobstwiese verkaufen? Wenn, dann nur zum Preis von Bauerwartungsland (im Landschaftsschutzgebiet!). Warum wird noch nicht einmal eine simple Grillstelle, wie es zu meiner Kinderzeit überall möglich war, in einem Streuobstwiesengrundstück geduldet (schönen Gruß an die anonymen Denunzianten und an die herrlich eifrigen Beamten vom LRA Esslingen mit ihrem sagenhaften Schriftverkehr)?

Eine Erkenntnis für uns mittelalte Menschen ist: keine gegönnte Freude, keine Sicherheit, kein Lob, kein Danke. Nur Hürden, Misstrauen, Beamtenbelehrung. Für die Zukunft gilt dann nur noch: „Schaffet Euer Sach ond sen ruhig“. Vielen Dank. Ich wünsche unseren Kindern mehr Glück.

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