Leserbriefe

Pfingstspaziergang stimmt nachdenklich

Thomas Karger, Nürtingen. Ein Pfingst-Spaziergang, der nachdenklich stimmt. Erstes Ziel ist das K3N, das jedes Jahr zwei Millionen Euro kostet. Es hat im Übrigen nicht 3,5, sondern 14,8 Millionen gekostet. Meines Wissens musste sich nie jemand dafür verantworten. Nicht eingerechnet ist zudem die dringend notwendige Kellersanierung.

Dann der Brunnen. Der Bürger-Park lässt viele schweigen, die kaum mit ansehen können, wie Nürtingen welkt. Bürger-Park heißt, dass einige wenige zu stemmen versuchen, was die ganze Stadt angeht. Macht mal, Bürger, wir kriegen’s nicht auf die Reihe. Die Stiftung wird’s schon richten, und wenn die Bürger nicht genug spenden, na, dann haben sie’s nicht besser verdient. Die Verantwortung liegt bei anderen. Eine öffentlichere und peinlichere Bankrotterklärung ist kaum denkbar. Freude an Veränderung, am Vorwärts, will gelebt sein, vorgelebt. Für die Nürtinger Brunnen stehen wieder nur 9000 Euro bereit.

Die Kosten, die die Stadt fürs Stadtmarketing ausgibt, sind seit 2008 um rund 100 000 Euro auf circa 580 000 Euro pro Jahr gestiegen. Und dann lässt man die Brunnen trockenfallen. Der aus dem Geist der späten Sechziger entstandene Hölderlinbrunnen entspricht vielleicht nicht dem Zeitgeist, aber auch er ist längst ein Teil der Stadt und ihrer Geschichte. Wenn die Stadt angibt, die Reparatur würde circa 6000 Euro kosten und das Geld stehe nicht zur Verfügung, ist das einfach nur lächerlich. Will man wirklich warten, bis sich niemand mehr daran erinnert, welche Bedeutung die Anlage hatte und man mit sehr geringem Aufwand wieder haben könnte? Ich bin gerne bereit, ehrenamtlich zu helfen, ihn instand zu setzen. Eine Übergangslösung eben, bis der Bürger-Park tatsächlich entsteht.

Der weitere Gang zum Wörth-Areal ist ein Muss – immer entlang an Gebäuden, die nur darauf warten, saniert und umgenutzt zu werden. Die Stadt könnte hier mit den entsprechenden EU-Fördertöpfen nicht wenige ihrer Ziele erreichen, ohne das Wörth-Areal bis auf den letzten Quadratmeter auszumosten, gegen den Willen so vieler. Die gleichen Leute, die sich mit dem K3N ein Denkmal gesetzt haben, haben nun beschlossen, dass sich mit unsäglicher Bebauung an dieser Stelle Geld machen lässt. Auf Kosten einer echten Chance, die Stadt aufzuwerten und attraktiver zu machen. Mich wundert, dass die Wirtschaft stillhält, der Einzelhandel.

Andernorts gab’s am Pfingstsonntag ein Gerangel um die letzten freien Plätze in den Straßencafés. Hier waren, weitgehend, hochgeklappte Stühle zu finden. Ich will nicht wissen, warum’s nicht läuft. Mir geht es nicht um Schuldzuweisungen. Fakt ist: Es läuft nicht.

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