Heinrich Freer, Nürtingen. Zum Leserbrief „Gesamtschule ohne Folgen“ vom 3. März. Es ist beschämend, auf welch niedrigem Niveau und teilweise ohne Sachkenntnis Herr Kurz im Oberlehrerton das dreigliedrige Schulsystem in unserem „Kinderland“ verteidigt. Neben Baden-Württemberg halten in ganz Europa nur noch Bayern und Teile von Österreich an dieser Trennungsmaschinerie fest. Aus Angst vor den Eltern verweigert das Kultusministerium diesen das Recht, selbst über die weiterführende Schule zu entscheiden.
Obwohl sich großer Widerstand bei Eltern- und Lehrerverbänden, Bürgermeistern und über 450 Grund- und Hauptschulrektoren bildete, wurde nicht mehr diskutiert, sondern ohne die Reform „Werkrealschule“ als einen solchen Schultyp erprobt oder gar einen Bildungsplan aufgestellt zu haben, setzte das Kultusministerium sparwütig diese hochgepriesene Reform durch. 800 einzügige Hauptschulen sollen nach Ende dieses Schuljahres geschlossen werden – all dies nur, um die Kosten zu sparen. Die Verlierer sind immer die Kinder und Schüler, die bei einem Schnitt unterhalb von 3,0 nicht mehr die zehnte Klasse besuchen dürfen, ohne Chance auf Fördermaßnahmen. Resigniert tritt die Landeselternbeiratsvorsitzende zurück, Rau wird von unserem unbekannten Ministerpräsidenten Mappus von seinem Platz getrieben.
Gleichzeitig tritt Herr Kurz in das nächste Fettnäpfchen und entlarvt den Ersten Bürgermeister Hamburgs, Ole von Beust (CDU), als versteckten Kommunisten in den Reihen der Christdemokraten, der das dreigliedrige Schulsystem heftig kritisiert: „Ich war ja mal Vorsitzender der Schülerunion und glühender Verfechter der Dreigliedrigkeit des Schulsystems. Je länger ich mich mit dem Thema befasse (. . .), umso mehr bin ich der Überzeugung, dass unser jetziges System falsch ist.“
Dieser alte bildungspolitische Ansatz, wonach es drei Grundtypen gibt – den handwerklich Begabten mit wenig Intellekt für die Hauptschule, den mäßig handwerklich Begabten mit mehr Intellekt, der auf die Realschule geht, und den wenig handwerklich begabten, aber dafür sehr intelligenten Schüler, der Abitur macht – diese Dreiteilung ist Ausdruck veralteten, ständischen Denkens.
All diese Versuche der Vertuschung laufen doch nur auf eines hinaus: Wer dem Kapitaladel heutiger Zeit angehört, kann sich Bildung leisten. Scheinbar möchte Herr Kurz letztlich nur zu einer ständischen Gesellschaft zurückkehren – hier kommt die wahre, rein egoistische Absicht hervor und legt offen, was heute die Politiker und jungen Anhänger unserer Bundes- und Landesregierung wirklich bewegt und für wen sie Politik machen: für das Geld. Aber Geld braucht keine Bildung und wird nicht zu einem verantwortungsbewussten, weltoffenen Bürger unserer Bundesrepublik.
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...