Leserbriefe

Neun Züge können gleichzeitig fahren

Klaus-Dieter Tempel, Nürtingen. Zu den Leserbriefen „Die Vorzüge von S 21“ und „Unzeitgemäßer Kopfbahnhof“ vom 30. April. Die Herren Müllerschön und Ottenwälder haben vermutlich den Vortrag des Herrn Hopfenzitz in Nürtingen nicht gehört. In Wort und Bild hat er den Zuhörerinnen und Zuhörern deutlich gemacht, dass der neue Bahnhof S 21 ein „Murks“ ist, wie er es am Ende seiner Ausführungen schlicht und einfach nannte. Herr Hopfenzitz ist berechtigt, so ein Urteil zu fällen, denn er war 14 Jahre lang Chef des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Niemand kennt den Bahnhof besser als er, nicht die Ingenieure und Architekten und schon gar nicht die Manager der Bahn, die Herren Grube und Kefer mit eingeschlossen. Sonst hätte Herr Kefer seinen Einführungsvortrag bei der Schlichtung nicht mit der Behauptung beginnen können, dass ein einfahrender Zug sämtliche Fahrstraßen sperren würde. Tatsächlich können neun Züge gleichzeitig ein- und ausfahren, weil die Fahrstraßen auf 3 Ebenen angelegt sind und deshalb kreuzungsfrei. Und sonst hätte Herr Grube in einer SWR-Sendung nicht sagen können, während der Ein- und Ausfahrt eines Zuges seien sämtliche anderen Gleise gesperrt.

Zu Herrn Müllerschön: Die Leistungsfähigkeit des neuen Bahnhofs steht noch nicht fest. Auf das Ergebnis des sogenannten Stresstests warten wir noch. – Frau Stoitzner meint mit Ebenerdigkeit nicht den Zugang zum Bahnhof, sondern dass sich alle Bahnsteige auf einer Ebene beim derzeitigen Kopfbahnhof befinden. Jeder Bahnsteig ist barrierefrei erreichbar. – Zwei Züge auf einem Gleis, die in entgegengesetzter Richtung abfahren, sind eine Notlösung in Bahnhöfen, die nicht erweitert werden können, und verhindern den durchrollenden Verkehr, der von den Machern von S 21 als besonderer Vorteil genannt wird. – Das Umsteigen von Bahnsteig 1 auf Bahnsteig 4 beim künftigen Tiefbahnhof wird mindestens ebenso lästig wie jetzt von Gleis 15 auf Gleis 2.

Im neuen Bahnhof müssen dazu Treppen überwunden werden oder man steht vor gelegentlich nicht funktionierenden Aufzügen. – Acht Minuten zum Flughafen, ein Argument, das mir längst zum Hals heraushängt. Die Mehrzahl der Nürtinger fliegt wahrscheinlich gar nicht, aber die Menschen hier wollen zum Beispiel nach Bad Cannstatt, wo die Wilhelma ist, die Mineralbäder, die Volksfeste stattfinden, das Daimler-Stadion aufgesucht werden kann. Die Fahrt nach Bad Cannstatt wird künftig länger dauern als jetzt, weil im Hauptbahnhof oder in Wendlingen umgestiegen werden muss. Deshalb erfahren wir auch nichts über die Fahrtdauer nach Bad Cannstatt. Auch Pendler sind davon betroffen, dass es länger dauern wird, dorthin zu kommen.

Zu Herrn Ottenwälder: Acht Bahnsteigkanten sind nicht nur bei Frau Stoitzner, sondern auch bei mir vier Bahnsteige. Und rückwärts fahrende Züge gibt es nicht, sie wechseln allenfalls die Richtung, wie es auch bei Durchgangsbahnhöfen vorkommt, zum Beispiel Stuttgart–Zürich in Singen, aber sie fahren immer vorwärts.

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