Leserbriefe

Neckarufer nachhaltig entwickeln

Werner Esser, Nürtingen. Zum Artikel „Bürgerinitiative will klagen“ vom 28. Juni. Man versteht die Welt nicht mehr. Wenn es stimmt, dass die Stadt entgegen der Aufhebung ihres Grundstückverkaufsbeschlusses im Februar nun doch mit dem bisherigen externen Investor eine Rahmenvereinbarung über das weitere Vorgehen zur Errichtung eines Hotels am Neckar getroffen hat, so wäre dies ein Schlag ins Gesicht all derer, die mit guten Gründen auf eine Neubesinnung bei dem umstrittenen Bauprojekt gehofft hatten. Immerhin waren dies 4700 Menschen; sie hatten mit ihrer Unterschrift für ein Bürgerbegehren engagiert bekundet, dass ihnen die Gestaltung ihres städtischen Lebensumfeldes nicht egal ist.

Unlängst hat die Verwaltung mit ihrem großen Bürgerschaftsdialog zum Vorhaben „Bahnstadt“ in beeindruckender Weise demonstriert, welch konstruktive, ermutigende Ergebnisse eine „Politik des Gehörtwerdens“ zu zeitigen vermag. Es lohnt sich also, die Bürger bei sensiblen Infrastrukturprojekten einzubeziehen: für das Projekt selbst wie für das Klima in der Stadt.

Unsere Stadtoberen wären demnach gut beraten, das Hotel am Neckar nicht auf Gedeih und Verderb zu Gunsten eines externen Investors durchzupeitschen. Was zählt dessen wirtschaftliche Zufriedenheit gegen den schweren Vertrauensverlust bei einem großen Teil der Bevölkerung? Es wäre beschämend und traurig, wenn sich Nürtingen der einmaligen Chance begäbe, einen der schönsten Uferplätze des Stadtgebietes seinem topografischen Wert entsprechend und auf der Grundlage des Ideenwettbewerbs 2015 nachhaltig zu entwickeln – und zwar auch weiterhin mit seinen engagierten Bürgern. An städtebaulich qualifizierter Moderation sollte es nicht fehlen, siehe Bahnstadt.

Den prominenten Neckarfleck für letztlich nur kleine Münze an privat zu verkaufen, brächte im Machtkampf zwischen Bürgerinitiative und Verwaltung nur einen Pyrrhussieger hervor.

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