Leserbriefe

Nebenwirkungen werden verharmlost

Eckhard Finckh, Nürtingen. Zum Artikel „Meistens bleibt es beim Verdacht“ vom 12. September. Mit der vierspaltigen Aufmachung hielt die Nürtinger/Wendlinger Zeitung in Verbindung mit der Gesundheitsbehörde das Thema „Schweinegrippe“ am Kochen. Mit der Zahl von 149 Fällen seit Mai, was ungefähr neun Erkrankungen pro Woche entspricht, kann ich wenig anfangen, denn ich habe keine Vergleichszahlen zu anderen Krankheitsfällen. Wie viel Lungenentzündungen gibt es im Landkreis pro Woche? Wie viele „einfache“ Grippeinfektionen? Oder, um einen anderen Maßstab zu haben, wie viele Sportverletzungen?

Der Artikel schürt dann auf übliche Art die Angst vor Ansteckungen am Beispiel des Schulanfangs oder der Auslandsreisen mit Discobesuchen, um dann zum eigentlichen Kern der Sache zu kommen: dem erlösenden Impfstoff, der demnächst zur Verfügung stehen soll. Und mit einem oder gar zwei kleinen „Pieksern“ soll die Grippe-Welt wieder in Ordnung gebracht werden.

Nun enthält das ganze Thema allerdings einiges Angstpotential, gespeist aus Grippe-Epidemien der Vergangenheit. Es gibt das Influenza-Virus A/H1N1 seit der Spanischen Grippe 1918. Entdeckt wurde es in den 1930er-Jahren. Seither wird in den Labors rund um den Globus an dem Virus und seinen sich jährlich verändernden Subtypen geforscht, Übertragungen zwischen Tier und Mensch simuliert. Vor allem in den USA wurden Impfstoffe entwickelt, die teils erfolgreich waren, teils zurückgezogen wurden (1976).

Das eigentliche Angstpotential für mich in der gegenwärtigen Situation bildet die Tatsache, dass trotz harmloser Krankheitsverläufe von allen maßgeblichen Stellen auf eine Massenimpfung hingearbeitet wird. Dabei sind der Impfstoff und seine Beimischungen (Wirkungsverstärker) noch kaum erprobt. Ein Großversuch an Millionen von Menschen kommt auf uns zu. Skepsis ist hier durchaus angesagt. Ist die Impfung notwendig? Wie wirkt sie und gibt es Nebenwirkungen? Impfschäden sind hierzulande weitgehend ein Tabu. In vielen Fällen werden Nebenwirkungen heruntergespielt und verharmlost, oder es heißt, es bestünde kein Zusammenhang zwischen Beschwerde und Medikament. Bei den jetzt ausgesprochenen Impfempfehlungen für „Risikogruppen“ stimmt etwa nachdenklich, dass ausgerechnet Schwangere geimpft werden sollen. Bei den meisten Medikamenten gelten auf den Beipackzetteln für schwangere Frauen besondere Bedingungen und Vorsichtsmaßnahmen. Auch spricht man ihnen ein gut funktionierendes Immunsystem zu. Insgesamt ist zu sagen: rund um den schon lange angekündigten (und schon bestellten!) Impfstoff sind uns die dafür Verantwortlichen noch viel Aufklärung schuldig. Es ist übrigens ein Zeichen von gesundem Menschenverstand, wenn bei aktuellen Umfragen zur Impfbereitschaft nur 14 Prozent sich impfen lassen wollen und die Skepsis der Befragten überwiegt.

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