Leserbriefe

Darf Kirche politisch sein?

Klaus Frank, Neckartenzlingen.

Ein Hauptthema des evangelischen Kirchentages war die Fragestellung, wie politisch Kirche sein darf, nach der vorangegangenen Kritik der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner am übertriebenen politischen Engagement der Kirchen. Jeder Mensch ist politisch oder betreibt direkt oder indirekt Politik, bewusst oder unbewusst, bereits durch bloße Meinungsäußerung unter Nachbarn oder Kollegen. Und das, ohne Christ sein zu müssen. Um eine grüne, rote oder wie auch immer geartete politische Einstellung zu haben oder um mich im Umweltschutz oder für Einwanderer zu engagieren, muss ich kein Christ sein. Das können auch Atheisten, Humanisten oder Angehörige x-beliebiger Weltanschauungen. Der Urauftrag der Kirche ist, die Menschen zu ihrem Gründer Jesus Christus zurückzuführen. Den Glauben an ihn als unseren Erlöser zu vermitteln, also das Evangelium zu verkündigen und die Menschen so zu Nachfolgern, also Jüngern, zu machen. Wenn das erreicht wird, lebt ein solcher Nachfolger bestenfalls in enger Abhängigkeit von Gott, geführt durch den Heiligen Geist Gottes. Sein ganzes Leben, wie beispielsweise der Beruf, die Hobbys, die Lebensschwerpunkte, sollten im Gebet, also in der Zwiesprache mit Gott gefunden werden. Insofern ist die Fragestellung nicht, ob Kirche politisch sein darf, sondern, ob die Kirche Menschen zu Jüngern Jesu macht. Wenn sie das tut, macht sie alles richtig, wenn nicht, ist es keine Kirche. Man stelle sich einen Fünfjährigen vor, der politische Fahnen schwenkt, aber noch nie seinen Vater kennengelernt hat. Worin würden sie ihre Mission sehen? Genau, das Kind mit seinem Vater vertraut machen, und so ein gutes Lebensfundament schaffen, der Rest kommt von allein.

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