Leserbriefe

Massentierhaltung und verdrehte Fakten

Udomar Rall, Nürtingen. Zum Artikel „Ist Bio gefährlich?“ vom 15. Juni. Umweltschonend zu leben ist allgemein lästig. Achtsamkeit ist gefragt, und die erfordert Zuwendung, Aufwand und auch Verzicht. Das passt nicht zu unserer Konsumgesellschaft, die auf Ausbeutung und Manipulation ausgerichtet ist. Vor diesem Hintergrund ist es vielen gerade recht, wenn Bio als nutzlos oder gar gefährlich gebrandmarkt wird. Dazu brauchen nur Fakten verdreht zu werden. Es gibt genügend Mitwirkende. Da spielt es auch keine wichtige Rolle, ob Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmitteln vorhanden sind oder nicht. Das Blindekuhspiel mit EHEC geht weiter. Bloß nicht den Bock beim Namen nennen! Und die Medien spielen mit. Das Wort „Massentierhaltung“ wird schon gar nicht ins Maul genommen. Könnte ja die Aufmerksamkeit dorthin lenken.

Und was dann? Die Konsequenzen wären wohl viel umfangreicher, als eine Zeitlang auf Grünzeug zu verzichten. Könnte es vielleicht folgendermaßen gewesen sein? Man pinkelt einem Biobetrieb ans Bein und zeigt dann mit dem Finger auf ihn: Riecht mal, wie das Schwein stinkt. Denn eines ist sicher: Ursprung der Erreger ist kein Gemüse-Biohof. Bakterien dieser Art sind im Darm von Tieren wie Rindern zu Hause. Sehr wahrscheinlich kommen sie aus der Massentierhaltung aufgrund des massiven Antibiotikaeinsatzes und des für die Verdauung ungünstigen Mastfutters.

Neben anderen Wegen könnten die Kolibakterien beispielsweise über gülleverseuchtes Grundwasser oder durch gülleverseuchte Luft (bei Versprühung), aber auch durch kontaminierte Tierleichenteile verteilt werden.

In den T-online-Nachrichten wurde am 15. Juni nur ein paar Minuten lang ein aktueller Bericht über verseuchte Hähnchen veröffentlicht, der sofort wieder verschwand. Hat hier jemand Druck ausgeübt?

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