Leserbriefe

Kurz mal ein paar Dinge verschwiegen

Andreas Schönberger, Aichtal-Grötzingen. Bürgermeisterkandidat Sebastian Kurz bezeichnet sich gerne als glaubwürdig, parteilos und unabhängig, bei genauerer Betrachtung stellt man aber fest, dass er schon seit Jahren sein (partei-)politisches Fähnchen in jeden Wind hält, von dem er sich einen Vorteil oder Erfolg erhofft.

Als er 2011 im Alter von 25 Jahren Bürgermeister von Nürtingen werden wollte, war er noch Mitglied in der CDU, die ihm allerdings die Unterstützung verweigerte. Damals gab es Plagiatsvorwürfe aufgrund mehrerer seiner bei der Nürtinger Zeitung eingereichten Leserbriefe sowie aufgrund von Texten auf seiner eigenen Wahl-Homepage (Artikel „Der OB-Kandidat und das Urheberrecht“ vom 12. Oktober 2011, online abrufbar).

Zudem musste Herr Kurz einräumen, dass es bei zwei früheren Arbeitgebern (dem DRK und dem Malteser Hilfsdienst) Unregelmäßigkeiten gab (im Raum stand unter anderem ein „Diebstahlsdelikt“), die erst nach einer Schadensausgleichszahlung nicht weiterverfolgt wurden (Artikel „Der Kandidat und die Pressekonferenz“ in der Nürtinger Zeitung vom 15. Oktober 2011, online abrufbar). Auch der Vater von Herrn Kurz, ein erfolgreicher Musical-Produzent, mischte sich damals in den Wahlkampf ein, indem er unter anderem von der Nürtinger Zeitung forderte, einen ihrer Redakteure „zurückzupfeifen“, der über Kurz recherchiert hatte (Artikel „Drei Kandidaten im zweiten Wahlgang“ vom 13. Oktober 2011, online abrufbar).

Bei der Landtagswahl 2016 war Kurz dann Direktkandidat der „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (ALFA) für den Wahlkreis Nürtingen, der Nachfolgepartei des AfD-Gründers Bernd Lucke (heutiger Parteiname LKR). Die CDU sei ihm, so Kurz, „zu sehr nach links gedriftet“ (Artikel „Wir wollen nicht die alte CDU sein“ auf NTZ Online vom 19. Februar 2016). Beide Parteizugehörigkeiten verschweigt Herr Kurz auf seiner aktuellen Wahl-Homepage. Seit 2019 sitzt er für die Freie Fortschrittliche Wählervereinigung (FFW) im Gemeinderat von Neckartailfingen. Wenn also jemand innerhalb von acht Jahren für drei unterschiedliche Parteien bei Wahlen antritt, drängt sich natürlich die Frage auf, ob es dieser Person wirklich um die Sache oder nur um sich selbst geht.

Herr Kurz ist weder glaubwürdig (siehe oben) noch politisch unabhängig, wenn er sich nach eigenen Aussagen deutlich rechts von der CDU positioniert. In Burladingen trat der Bürgermeister im März 2018 plötzlich in die AfD ein. Für Aichtal möchte ich jedenfalls keinen Bürgermeister, bei dem dies auch nur im Bereich des Möglichen liegen könnte.

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