Leserbriefe

Kumpanei statt Kameradschaft?

Hartmut Gerhardt, Wolfschlugen. Zum Artikel „Vernichtete der Chefpolizist Beweismittel?“ vom 27. Februar.

Beamtinnen und Beamte des Landes Baden-Württemberg leisten nach Paragraf 71 folgenden Diensteid: „Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde, so wahr mir Gott helfe.“ Wenn man den Artikel von Franz Feyder liest, so können einer einfachen Bürgerin oder einem einfachen Bürger schon Zweifel kommen, ob dieser Diensteid noch für Beamtinnen und Beamte an der Spitze unserer Polizei wirklich Beachtung findet.

Wie ist es möglich, dass unsere Landespolizeipräsidentin, „da ganz oben!“, sich für ihr fragwürdiges Verhalten bei den Ermittlungen gegen den Chefpolizisten damit entschuldigt, zum ersten Mal ein Disziplinarverfahren zu führen? Jede Polizistin, jeder Polizist auf der „untersten Ebene der Hierarchie“ wird bei Verkehrsunfällen, bei handgreiflichen Auseinandersetzungen in der Bevölkerung, bei gewalttätigen Demonstrationen vor neue Situationen gestellt, die zum ersten Mal eigenständig, unter Umständen ganz allein bewältigt werden müssen! Gemäß seinem Diensteid zum Wohle der Gemeinschaft! Der Volksmund sagt: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“

Der Artikel legt nahe, dass die Vorwürfe gegen Andreas Renner schon eine längere Geschichte haben. Wird da in unserer „allerobersten“ Polizeispitze Kameradschaft mit Kumpanei verwechselt? Wir leben in unserer Bundesrepublik noch in einer intakten, wehrhaften und starken Demokratie, „in der auch gestritten wird“ (Helmut Schmidt). Es bleibt zu hoffen, dass auch unsere Justiz in Baden-Württemberg den „Fall Renner“ zu einem gerechten, würdigen Abschluss bringt.Hier sollte auch der Polizeihauptkommissarin, die den Fall ins Rollen brachte, Gerechtigkeit widerfahren. Besondere Bedeutung bekommen auch die Recherchen und eine möglichst objektive Berichterstattung der Printmedien. Diese Informationen sind für uns Bürgerinnen und Bürger von tragender Bedeutung, auch für den Erhalt unserer Demokratie.

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