Klement Giesel, Grafenau. Zum Artikel Claassen erwartet längere Atomlaufzeit vom 22. Mai. EnBW-Chef Claassen sagte, ihm habe noch niemand plausibel erklären können, wie man mit dem derzeit gültigen Zeitplan aus der Kernenergie aussteigen und gleichzeitig die Klimaziele erreichen will. Welchen gültigen Zeitplan er dabei im Auge hat, sagte er nicht. Auch hat er leider nicht die Frage gestellt, ob es vielleicht mit einem anderen Konzept machbar wäre. Auf diese Frage könnte er sich nämlich an mehreren Stellen die gewünschte plausible Antwort holen. Zum Beispiel beim Wirtschaftsministerium Stuttgart. Dort schlummert seit fünf Jahren eine Studie des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Stuttgart), die ihm sehr detailliert zeigen würde, dass auch in Baden-Württemberg der geplante Ausstieg aus der Kernenergie mit den Klimazielen vereinbar ist. Oder der Endbericht der Enquete-Kommission des Bundestags vom 7. Juli 2002. Oder die bereits Mitte der 90er-Jahre von der EU an vier renommierte Institute in Deutschland, Frankreich, Dänemark und Belgien in Auftrag gegebene Studie Long term integration of renewable energies into the european energy system, nach der wenn man die Empfehlungen konsequent umgesetzt hätte bis spätestens 2010 sämtliche Atomkraftwerke in Westeuropa abgeschaltet worden wären.
Es fehlt also weder an den Technologien noch an den Konzepten, sondern allein am politischen Willen! Und Letzterer wird im Wesentlichen von der Energiewirtschaft beeinflusst. Herr Claassen will, wie er selbst stolz verkündet, auch weiterhin Milliarden-Gewinne einfahren. Das geht aber nur mit möglichst vielen und möglichst abgeschriebenen Großkraftwerken. Diese sind aber bei den nachhaltig ausgerichteten Konzepten nur mit einem sehr kleinen Anteil vorgesehen.
Daher ist es plausibel, dass Herr Claassen von diesen Konzepten nichts wissen will und den Politikern und Bürgern weiterhin einredet, die Klimaschutzziele seien nur mit Atomkraft erreichbar. Unterstützt wird er dabei auch durch Halbinformationen wie zum Beispiel mit dem Artikel von Markus Grabitz, Berlin. Der schreibt, dass der grüne Strom mit 3,2 Milliarden Euro subventioniert werde. Dass das EE-Einspeisegesetz keine Subvention ist, hat sogar der europäische Gerichtshof bestätigt. Kein Wort aber darüber, dass durch den EE-Anteil milliardenschwere Klimaschäden vermieden werden. Noch schlimmer jedoch ist, dass Herr Grabitz nicht gleichzeitig auch die milliardenschweren Subventionen für die fossilen und nuklearen Energien erwähnt. Schlampige Recherche oder bewusste Ablenkung von den wahren Kosten und Risiken der fossil-nuklearen Energien?
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