Leserbriefe

Kinder haben keine Stimme

Fritz Doster, Frickenhausen. In Frickenhausen haben der Gemeinderat und Bürgermeister Blessing bestimmt, dass an der Rosenstraße, einem idealen freien Platz, einem Kinderspiel- und Bolzplatz, der von drei Seiten von Straßen eingerahmt wird, ein Fünf-Familien-Haus statt einem zuerst vorgesehenen Acht-Familien-Haus gebaut wird. Architektonisch und städtebaulich ein Fauxpas. Ein zum Gesamtensemble passender Platz wird einfach wegradiert und mit einem Mehrfamilienhaus überbaut. Ein Spielplatz verschwindet, Kinder sollen auf der Straße spielen. Sie haben sowieso keine Stimme, sind also bequem zu übergehen, rechtlos und wehren sich überhaupt nicht.

Vielfacher Protest in Form von gesammelten Unterschriften gegen den Hausbau wurde verworfen und zeigt die Machtlosigkeit des Wohnviertels. Die Hauptsache ist, dass die Kurvenradien der umgebenden drei Straßen stimmen – eine einfache Geometeransicht. Darf so eine reiche Gemeinde mit Plätzen handeln, die auch andere Bauplätze erwerben könnte? Der eigene Platz muss marktorientiert ausgenutzt werden.

Auch als Einzelner bist du gegen die Masse machtlos. Dieser Platz war schon immer bewusst als freier, umzäunter Spielplatz vorgesehen und war als Bauplatz vor 60 Jahren völlig indiskutabel. Beim Aufbau der aufstrebenden Gemeinde nach dem Krieg wurde verantwortungsvoller geplant und gehandelt als heute. Was für ein Niveau-Unterschied von früher gegenüber jetzt. Das fällt einem besonders auf.

Früher, vor über 60 Jahren, war die Gemeindevertretung gegenüber dem heutigen kleinkarierten Gemeinderat viel reifer, verantwortungsbewusster und aufgeschlossener. Damals wurde sogar von Nürtingen festgestellt, dass Frickenhausen besser und kostengünstiger bauen konnte als andere. Der Bürgermeister, nach seinem Erfolg befragt, gab zur Antwort: „Du musst nur die Leute richtig beurteilen können, dann kannst du die Fähigen auswählen und beauftragen und die Spreu vom Weizen trennen, so einfach ist das“. Das auffallendste Paar in der Gemeinde war damals Scherer/König, zuerst verfeindet und voller Neid aufeinander, später an einem Strang ziehend und sich gegenseitig anerkennend. Das Amt in Frickenhausen war sogar „bekannt-berüchtigt“ als Bürgermeister-Kaderschmiede. Aus einem Lehrling wurde alsbald ein noch junger Landtagsabgeordneter (Volz).

Bei einem guten Bürgermeister hält es nur ein entsprechend guter Gemeinderat aus. Zum einen kommt zwangsläufig das andere hinzu und schließt sich auch gegenseitig nicht aus.

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