Siegfried Pfeil, Neckartailfingen. Zum Leserbrief „Hier wird viel Schindluder getrieben“ vom 5. August. Genau dieser Leserbrief zeigt ganz deutlich, dass der Kampf der Homosexuellen um Gleichberechtigung und Anerkennung noch lange nicht zu Ende ist. Dabei geht es sicherlich nicht um die Beherrschung einer Mehrheit durch eine Minderheit, sondern vielmehr darum, der Mehrheit gleichgestellt zu sein. Frau Kuchinke gesteht den Homosexuellen die gleiche Würde wie allen anderen zu und entwürdigt sie im nächsten Satz, indem sie behauptet, Homosexualität sei eine Fehlentwicklung und unnormal.
Wer legt normal und unnormal fest? Doch wohl die Gesellschaftsmehrheit – und da schreibt sie von Beherrschung der Mehrheit durch eine Minderheit? Frau Kuchinke ist offensichtlich noch nie in der schlimmen Lage gewesen, einer Minderheit anzugehören, die sich ständigen Angriffen, Benachteiligungen und Diffamierungen ausgesetzt sieht. Sie kann auch nicht wissen, wie es ist, wenn man sich sein ganzes Leben oder einen großen Teil davon verstecken muss, weil homofeindliche Äußerungen in Familie und Gesellschaft selbstverständlich sind. Erhebliche psychische Belastungen sind da vorprogrammiert.
Gerade die heutige Erziehung trägt in hohem Maße dazu bei, dass unsere Jugend nicht zu Ignoranten und Diskriminierern wird. Das hilft ungemein bei der eigenen Bekennung zu Homosexualität oder deren ungewollten Entdeckung. Solange dies nicht in die Köpfe der Menschen hineingeht, müssen die Minderheiten durch Gesetze wie das Antidiskriminierungsgesetz geschützt werden. Demokratie und Meinungsfreiheit bedeuten nicht, dass sie nur von der Mehrheit in Anspruch genommen werden können, sondern dass alle unter dem Dach des Grundgesetzes in unserer Gesellschaft in Respekt miteinander leben können.
Leserbriefe | 22.12.2025 - 05:00
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Leserbriefe | 22.12.2025 - 05:00
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