Leserbriefe

Ist unser Land ein CDU-Erbhof?

Wolfgang Braun, Neckartenzlingen. Zum Artikel „Mappus’ Stuhl ist heiß begehrt“ vom 28. Oktober. „Wir sind auf einem guten Weg . . .“ ist eine Standardformel von Politikern. Die CDU kann das nicht von sich behaupten. Bei den Bundestagswahlen hat sie ihr bisher schlechtestes Ergebnis im Ländle eingefahren und jetzt wird auch noch der CDU-Ministerpräsident von Frau Merkel nach Brüssel weggelobt. Zu Recht möchte sie mit diesem Herrn, der mit der Mehrheit der Bürger dieses Landes keine Gemeinsamkeiten hat, nichts mehr zu tun haben.

Erinnern wir uns, was die CDU unserem Lande schon alles zugemutet hat: Ein Ministerpräsident Filbinger, der als Marineoberstabsrichter alles daransetzte, dass ein Matrose noch anderthalb Monate vor Kriegsende wegen nicht eindeutig erwiesener Fahnenflucht erschossen wurde. Es folgte ein Volksschauspieler, der zunächst erfolgreich die Rolle des „Cleverle“ gab, aber trotz unbestreitbarer Intelligenz sich dem Verdacht aussetzte, von einem Torfmullproduzenten mit einer Gratis-Schiffsreise „geschmiert“ worden zu sein. Seinem Nachfolger Erwin Teufel geriet zwar nicht zum Nachteil, dass er mit dem „Flowtex“-Betrüger Schmider Geburtstag feierte, lediglich der Ermittlungseifer einiger Beamter wurde dadurch merklich gehemmt. Teufel wurde von seinem Fraktionschef Günther Oettinger weggeputscht. Oettinger war Exponent einer Gruppe modernisierungswütiger, amerikabewundernder Technokraten, denen der eher behäbige Politikstil von Teufel missfiel. Danach wurde im Ländle nach neoliberalen Prinzipien gewirtschaftet. Oettinger verpasste der Verwaltung neue „Steuerungsinstrumente“, die sogar eine weitgehende Übernahme der Verwaltung durch private Unternehmen möglich gemacht hätten. Er hat sich nach Kräften lächerlich und selbst bei der Kanzlerin unbeliebt gemacht.

Stephan Mappus sieht sich am Ziel. Seine Qualifikation als „Strippenzieher“ ist bekannt. Möglicherweise hat er auch in eigener Sache Strippen gezogen, über die Oettinger gestolpert ist. Wer in Zukunft unser Land regiert und repräsentiert, wird jetzt innerhalb der CDU ausgekungelt, als ob Baden-Württemberg ein CDU-Erbhof wäre. Bei einer derart wichtigen Entscheidung soll das Volk abstimmen und es wäre konsequent, jetzt Neuwahlen auszuschreiben. Unser Land ist von der Krise stark betroffen. Wir brauchen jetzt eine entschlossene Regierung, die mit aller Kraft die industrielle Basis Baden-Württembergs und Arbeitsplätze rettet!

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