Leserbriefe

Investitionen in sanften Tourismus

Jürgen Streicher-Fleckenstein, Beuren. Zum Artikel „Geld für Wohnmobilstellplatz“ vom 22. Februar. Die Gemeinde Beuren erhielt letzte Woche einen Förderbescheid über 200 000 Euro Zuschuss aus Landesmitteln für einen Wohnmobilstellplatz. Ich meine, die Freude über eine Förderung sollte eine klare und realistische Sichtweise der touristischen Weiterentwicklung Beurens nicht beeinflussen. Die derzeitige Situation im Ort kann in vielen Bereichen noch nicht überzeugen, da herrscht Übereinstimmung. Jedoch hängt ein gutes Gelingen der langfristig angestrebten Ziele bestimmt vom zeitlichen Aspekt der Aktivitäten ab. Der spezielle, geographisch engräumige Charakter der Gemeinde, mit historischem Ortskern und wirtschaftlich erfolgreichem Thermalbadbetrieb, erfordert ein zweigleisiges Weiterdenken.

Einerseits ist die Frage, wie der Spagat zwischen derzeitigem Freizeitbadbetrieb mit Events, „lauten Begleiterscheinungen“ und Parkplatznot, und dem angestrebten, sanften und nachhaltigen Wohlfühltourismus gelingen kann. Andererseits ist zu beantworten, welchen Mehrwert bringen zukünftige Veränderungen für Bewohner des Ortes, haben sie einen wirtschaftlichen Nutzen, steigt die Wohnqualität, verbessert sich die Ortsstruktur?

Ein großer Wohnmobilstellplatz mit 64 Plätzen an der geplanten Stelle würde das ungelöste Parkproblem noch mit zusätzlichem Verkehr belasten. Therme, Friedhof, Wohnmobilstellplatz bedeutet auf so engem Raum Interessenkonflikte. Deshalb: 1,5 Millionen Euro nicht punktuell einsetzen, sondern vielfältig für eine Verbesserung der Gesamtsituation des Ortes einplanen. Einen kleinen, ausbaufähigen Wohnmobilstellplatz bauen könnte man auch zusammen mit der Gemeinde Linsenhofen beim Sportgelände Lettenwäldle. Beuren hat nicht die großen freien Flächen wie etwa Neuffen. Und braucht Linsenhofen einen eigenen Wohnmobilstellplatz? Man sollte hier „weiträumig“ denken, das ganze Neuffener Tal im Auge haben. Sinnvoll wäre, zunächst ein Parkhaus bei der Therme zu finanzieren; Anschubinvestitionen für die Belebung der Ortsmitte andenken; potenzielle Finanzpartner ansprechen; Ideenwettbewerbe für Architekten und Raumplaner mit der Möglichkeit, genossenschaftliche oder private Investitionen und Initiativen zu fördern; Diskussionsforen schaffen für eine aktive Bürgerbeteiligung; das Potenzial vieler Bewohner mit Erfahrungen aus Beruf und Leben nutzen.

Hauptziel: Die Entwicklung eines sanften, nachhaltigen Tourismus mit Erhalt des dörflichen Charakters, sparsamem Landschaftsverbrauch und Alleinstellungsmerkmalen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb nicht aufs Spiel setzen, sondern fest im Auge haben.

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