Dieter Braunmüller, Nürtingen. Zum Artikel „Hotel am Nürtinger Neckarufer“ vom 21. Juli. Dies ist einsame Spitze! Veni – vidi – vici! Innerhalb von 40 Minuten hat der OB am letzten Dienstag ein Hotelprojekt am westlichen Neckarufer ohne jegliche vorherige Beratung durchgezogen. Es gab nur eine Alternative und nur einen Investor. Der Tagesordnungspunkt „Aufstellungsbeschluss Neckarstraße“ war für die Öffentlichkeit bewusst unverfänglich. Es gab keinen Hinweis, dass sich dahinter ein Hotelprojekt verbirgt und der von der Verwaltung ausgesuchte Investor seinen Entwurf vorstellen und der Diskussion beiwohnen durfte.
Warum diese Hetze? Eine Vorberatung hätte sich am 28. Juni angeboten. Diese Sitzung wurde vom OB mangels Tagesordnungspunkte abgesetzt. Nun soll alles schnell gehen. Ein Hotel am Neckarufer? Zu dieser Frage muss unbedingt die Bürgerschaft gehört werden. In der Umfrage zum Integrierten Stadtentwicklungskonzpt (ISEK) haben vor drei Jahren die Nürtinger die „Grüne Stadt am Fluss“ als das erstrebenswerteste Zukunftsprojekt angegeben. Sie wünschten sich eine Verbesserung des Erlebniswerts und der Zugänglichkeit zum Neckar. Wie sieht die Realität aus?
Vor Kurzem hat der OB den Kaufvertrag mit den Investoren für das Wörth- Gelände unterschrieben, der eine zweireihige Bebauung fast bis an die Wasserkante vorsieht. Und nun soll bereits am kommenden Dienstag der Kaufvertrag mit dem Reutlinger Hotelier beschlossen werden!
Die Wünsche aus dem ISEK-Gutachten wurden 2015 durch das Ideengutachten „Westlicher Neckar“ bestätigt, an dem eine Vielzahl von hervorragenden Hochbau- und Landschaftsarchitekten teilgenommen haben. An der Stelle des Hotels waren vom Preisträger vier einzeln stehende Wohngebäude mit Büronutzung vorgesehen. Es bestand die Vorgabe, dass alle Stellplätze nur in Tiefgaragen unterzubringen sind. Wie sieht die Realität aus? Das biedere Hotel hat 86 Zimmer mit 172 Betten, aber nur 30 Tiefgaragenplätze, drei der vier Einzelhäuser wurden zusammengebaut, die Tiefgaragenzufahrt erfolgt vom Neckartalradweg aus.
Eine der wichtigsten Fragen beim Bauen am Neckar ist jedoch der Hochwasserschutz. Dieses Problem ist bisher noch nicht gelöst. Dennoch soll dem Investor erlaubt werden, mit der Gebäudeerstellung zu beginnen. Die Gefahr ist groß, dass der Erlös für das Hotelgrundstück hinterher von den Kosten für den Hochwasserschutz aufgefressen wird. Hier wiederholt sich schon wieder das Wörth-Dilemma!
Ein Hotel an der Neckarstraße ist vorstellbar. Nürtingen hat jedoch einen besseren und durchdachteren Entwurf am schönsten Platz am Neckar verdient, der vor allem die Bürgerinteressen berücksichtigt und nicht nur die des Investors und des Oberbürgermeisters.
Leserbriefe | 29.11.2024 - 05:00
Gemeinderat nimmt Projekt ernst
Heinz Vogel, Gemeinderat in Oberboihingen. Zum Artikel „Kippt der Umbau der Unterboihinger Straße?“ vom 26. November.
Zur zukünftigen Ausgestaltung der Unterboihinger Straße wurden bis jetzt alle Beteiligten befragt, nur nicht der Gemeinderat. Wenn ...