Leserbriefe

Hindenburgstraße soll bleiben

Klaus Hoffmeister, Frickenhausen. Zum Artikel „Kann die Hindenburgstraße ihren Namen behalten?“ vom 11. Februar. Paul von Hindenburg hat sich in seinem langen Leben durch vorbildliche Pflichterfüllung und aufrechte Haltung ausgezeichnet. Hochbetagt hat er sich 1925 der Nominierung zum Reichspräsidenten nicht versagt und bis zuletzt der Verfassung der Republik unbeirrt die Treue gehalten. Seine Wiederwahl im Jahre 1932 gegen die Kandidaten Thälmann (KPD) und Hitler (NSDAP) verdankte er vor allem dem Stimmblock der SPD! Der Berufung Hitlers hat sich Hindenburg bis zuletzt widersetzt. Dem Altpreußen war die Unberechenbarkeit des „böhmischen Gefreiten“ zutiefst zuwider.

Es war die Hilflosigkeit der Weimarer Demokratie gegenüber dem Straßenterror der Kommunisten und den militanten Aufmärschen der NSDAP, die den Boden für die Machtergreifung bereitete. Was die rot-grünen Ideologen von heute gerne vergessen machen wollen: Deutschland stand 1933 am Rande eines von Moskau geplanten und gewollten Bürgerkriegs. Die Demokratie hatte auf der ganzen Linie versagt – allen voran die Sozialdemokratie, die keinen einzigen gestaltenden Beitrag zur Bewahrung der Republik von Weimar geleistet hatte.

Nun wollen ein paar Leute der Nürtinger SPD, einem gesteuerten geschichtspolitischen Putzfimmel folgend, die Hindenburgstraße umbenennen. Dabei hätte die SPD allen Grund, mit ihrer eigenen Rolle zurechtzukommen. Nach dem Tode des verdienten Reichspräsidenten Friedrich Ebert bot sie – in Flügelkämpfen zerstritten – ein wenig überzeugendes Vorbild für die junge Republik. Den Rechts- und Linksextremisten überließ man ab 1930 kampflos das Feld. Am 17. Mai 1933 stimmte die Reichstagsfraktion der SPD einstimmig (!) für Hitlers Außenpolitik und die württembergische SPD-Landesleitung fasste schon zuvor am 10. Mai 1933 einen Beschluss, mit dem sie Mandatsträgern empfahl „ihre Tätigkeit in einem Sinne auszuüben, der keinen Zweifel an dem guten Willen zulässt, die politische Neubildung Deutschlands nach den Plänen der nationalen Revolution zu unterstützen“.

Tatsächlich besteht im vereinten Deutschland ein Bedarf für Umbenennungen: Immer noch sind Schulen und Straßen nach fanatischen Gegnern der Demokratie benannt. Allein 613 Straßen in den neuen Bundesländern tragen den Namen des Stalinisten Thälmann, der die Sozialdemokraten als „Sozialfaschisten“ und „Handlanger des Monopolkapitals“ beschimpft hatte.

Franklin D. Roosevelt, wahrlich kein Freund Deutschlands, sagte beim Tod Hindenburgs: „Er hatte die Liebe seiner Landsleute und die Achtung der ganzen Welt!“ Ich bin dafür, dass die Hindenburgstraße in Nürtingen ihren Namen behält und werde trotz meiner 81 Jahre in der ersten Reihe jener Demonstranten stehen, die für die Beibehaltung des Straßennamens eintreten.

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