Leserbriefe

Herausforderungen mit Augenmaß stellen

Winfried Heuser, Aichtal-Aich. Vergangene Woche hatten wir, dank der Nürtinger Zeitung, die Möglichkeit, die Kandidatenvorstellung zur bevorstehenden Bürgermeisterwahl in Aichtal live miterleben zu können. Schon während der Vorstellung der Kandidaten fiel auf, dass zwei der verbliebenen ernsthaften Bewerber (Herr Kurz und Frau Schmidt), nach eigenen Aussagen, nur über rudimentäre Kenntnisse der Verwaltungs- Thematik verfügen. Einer bezieht sich auf seine Tätigkeit als Gemeinderatsmitglied, die andere auf eine (wahrscheinlich) 40 Jahre zurückliegende Ausbildung in der Kommunalverwaltung. Das dürfte bei Weitem nicht ausreichend sein, um den Dampfer Aichtal durch das nächste Jahrzehnt zu manövrieren!

Die bestehenden Verkehrs- und andere Probleme durchziehen die vergangenen Jahre. Nun liegt das sicherlich nicht nur und in erster Linie an unserer Gemeindeverwaltung oder dem amtierenden Bürgermeister. Wer zwischen Land-, Kreis- und Kommunalmühlsteine gerät, der wird häufig arg geschunden. Um sich durch diese Institutionen durchzuarbeiten, muss derjenige dicke Bretter bohren. Hier ist Sachkenntnis gefragt, über die jemand, der seit mehr als 30 Jahren in der Kommunalverwaltung tätig ist, zweifelsohne verfügt.

Wie die Kandidaten Schmidt und Kurz uns vermitteln wollen, so eben einmal en passant durch die verwinkelten Gänge der unterschiedlichen Kommunalebenen zu marschieren und in einem Vierteljahr sind die lästigen Probleme beseitigt, ist sicherlich nur schwer nachvollziehbar. Rätselhaft wird es dann, wenn man den Zukunftsvisionen der Neu-Bewerber lauscht. Der eine sagt zum Beispiel voraus, dass der Werkhof in den nächsten zehn Jahren über ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle verfügen wird! Das wird sowieso passieren und obliegt nicht den Einflusssphären eines Kommualpolitikers. Die andere Bewerberin krempelt das halbe Aichtal, basierend auf Möglichkeiten privater Initiativen und des BDS Aichtal, um. Kosten sind zu ignorieren.

Wenn man nicht in der Verantwortung steht, ist es einfach, bestehende Gegebenheiten auszublenden und die Leichtigkeit des Seins zu genießen. Probleme einfach wegblasen! Vor dem Erfolg steht der Fleiß und in diesem Falle liegt er in kontinuierlicher Verwaltungsarbeit, auch Kärrnerarbeit genannt, etwas, was offensichtlich weder der Frau Schmidt noch dem Herrn Kurz besonders gelegen kommt.

Entwicklung, Weitergestaltung und Stadtvision gerne, aber so in den blauen Dunst planen ohne zu wissen, welche Kasse zahlen wird: Nein Danke. Warum halten wir uns nicht an den Slogan: keine Experimente! Das heißt ein Votum für den Erhalt des Erreichten, um sich mit Augenmaß den Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts zu stellen.

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