Michael Stoll, Wolfschlugen. Zum Kommentar „Helm auf“ vom 6. Mai. Der Journalismus ist auch nicht mehr das was er mal war. Da springt der Herr Obst über ein Stöckchen, das ihm die Politik und die Geldeintreiber in Uniform hingehalten haben, ohne auch nur ein bisschen diese statistischen Winkelzüge zu hinterfragen. Wer mit seinem Fahrrad falsch umgeht, kann nun mal hinfallen.
Es gibt jede Menge normale Radfahrer, die schneller als mit 25 Stundenkilometer unterwegs sind. Aber das ist nicht das Thema: Die gesetzliche Verpflichtung im privaten Bereich zur passiven Sicherheit greift schwer in die Freiheit jedes Einzelnen ein. Gurtanlegen und Helmaufsetzen sind, unabhängig von der Sinnhaftigkeit solcher Schutzvorkehrungen, nichts was den Staat etwas angeht. Wo will der Staat da anfangen und wo aufhören.
Jede Sportart kann sich bei persönlicher Fehleinschätzung fatal für den Sporttreibenden auswirken. Das Skifahren muss dann auf Schritttempo eingeschränkt werden. Fußballspieler schädigen sich und andere. Ihre Anhänger gefährden sich in den begleitenden Schlägereien. Also verbieten. Der Gebrauch von Heimwerkermaschinen et cetera muss stark eingeschränkt werden. Ein Führerschein (mindestens zehn Stunden à 50 Euro) wird für jede einzelne Maschine fällig.
Sägen zum Beispiel müssen so stumpf sein, dass sie keine Verletzungen mehr hervorrufen können. Wer auf einem Baum ausputzen oder Obst ernten will soll gefälligst einen Hubsteiger mieten. Vorhänge in der Wohnung dürfen nur noch von geeignetem Fachpersonal spezieller Firmen auf und abgehängt werden. Und, und, und . . .
Und wir lernen aus dem Artikel auch noch, dass die über 40-Jährigen am besten nicht mehr vom Sofa aufstehen, weil sie sich sonst durch den einsetzenden körperlichen Abbau selbst in Gefahr bringen könnten. (Also Gesichtskontrolle durch die Polizei: Alter Mann, haben Sie eine Ausgangsberechtigung ohne Rollator?)
Aber halt, bis 67 arbeiten, das muss noch gehen. Der wahre Grund für diese Diskussion ist, die Polizei kann eine Helmpflicht auch mit sehschwächeren Beamten überwachen. Und das ist eben eine zusätzliche Einnahmequelle, die sich hier erschließt.
Alle bußgeldbewehrten Regeln, die die passive Sicherheit angehen, sind leicht zu überwachen. Und nur solche leicht überwachbaren Regeln finden Eingang ins Gesetz. Man muss einfach wissen, dass Bußgelder nach den Steuern die zweitwichtigste Einnahmequelle des Staates sind, dann weiß man auch, dass die strafbewehrte Helmpflicht spätestens dann kommt, wenn das Steueraufkommen zurückgeht. Natürlich wieder mit dem moralischen Anspruch uns Dummköpfe vor uns selbst zu schützen. Eine Statistik findet sich immer. Am allerschlimmsten finde ich Journalisten und andere Menschen, die mir immer wieder vorschreiben wollen, wie ich zu leben habe.
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...