Leserbriefe

Gentechnik: Wo bleiben die Kirchen?

Lothar Roß, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Bischof prangert Armut an“ vom 11. Juli. „Erst im zweiten Anlauf konnte sich die Landessynode zu einem Gentechnik-Anbauverbot in abgeschwächter Form auf kirchlichen Flächen durchringen.“ Warum eigentlich tun sich ausgerechnet die Kirchen so schwer, bei diesem Thema Stellung zu beziehen? Das Nürtinger Aktionsbündnis gegen Genmaisanbau wundert sich schon lange, dass von dieser Seite so wenig Unterstützung kommt. Die Kirchen beanspruchen doch für sich, die Bewahrer der Schöpfung zu sein. Wenn dann aber bei der Gentechnik, mit der Überschreitung der Artgrenzen, im Prinzip Naturgesetze mit nicht abschätzbaren Risiken ausgehebelt werden, gibt es dazu kaum Protest. Allein schon die Rücksichtslosigkeit, mit der die Agroindustrie weltweit die Gentechnik durchdrückt, unter Missachtung von Natur, Umwelt und Menschen, sollte die Kirchen zu klaren Stellungnahmen bewegen. Dass weder Verbraucher noch Bauern und schon gar nicht die Hungernden von der Gentechnik profitieren, ist inzwischen ein alter Hut, was also lässt die „Lebendige Gemeinde“ so zaudern? Aber nachdem kürzlich der Vatikan eine fast ausschließlich mit prominenten Gentechnikbefürwortern besetzte Tagung veranstaltete, müssen wir wohl froh sein, dass sich die Landessynode zähneknirschend wenigstens zu diesem abgeschwächten Beschluss durchgerungen hat.

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