Leserbriefe

Friede der Militärs endet auf dem Friedhof

Ulrich Immendörfer, Frickenhausen-Linsenhofen. Zum Artikel „Trump will ‚Kriegsgeist‘ wiedererwecken“ vom 1. Oktober.

Die Kriegsbegeisterung zu Beginn des Ersten Weltkriegs war groß. Wir wissen, wie sie endete. Die zitierten amerikanischen Militärs wissen anscheinend nichts davon. Sie sagen „Frieden“, finden aber Gründe für neue Kriege. Vergegenwärtigen wir uns auch, was deutsche Politiker zu sagen haben. Zum „Manifest zur Friedenssicherung in Europa“, das über 100, der SPD nahestehende Personen unterzeichnet haben und das im Juni 2025 veröffentlicht wurde. Hier wird unter anderem betont, dass es keine echte Alternative zur Politik der Vertrauensbildung gibt. Anstelle von Konfrontation und Hochrüstung sollen Verhandlungen über Sicherheit durch Kooperation, Vertrauensbildung, Rüstungskontrolle und Abrüstung treten. Der ehemalige SPD-Abgeordnete Michael Roth bezeichnete das Manifest als „eine intellektuelle Wohlstandsverwahrlosung“. Verteidigungsminister Boris Pistorius sprach von „Realitätsverweigerung“. Das heißt doch, die Realität des Unfriedens soll zementiert werden. Bald singen wir wieder die schönen Weihnachtslieder vom „...Frieden auf Erden.“ „Die Frieden wollen, müssen sich auf Krieg vorbereiten.“ Dieser Überzeugung waren vor dem Pentagonchef, Hegseth, schon die alten Römer. Zu eben dieser Zeit schrieb Lukas seine Weihnachtsgeschichte, die in diesem Lied vom „Frieden auf Erden“ gipfelt. Der Mann aus Nazareth, der„Bergprediger“ und „Pazifist“, sollte so als Gegenpol zu dem Gewaltfrieden des Augustus angekündigt werden. Jesus, den man als Christus und Gottessohn bezeichnet, hat aber bei uns längst abgedankt. Was soll man mit einem solchen gleichfalls „wohlstandsverwahrlosten Realitätsverweigerer“? Der Friede, den uns die Militärs mit blumigen Worten versprechen, endet für Tausende und abertausende Soldaten und Zivilisten auf dem Friedhof. Dieser Realität scheinen sich Minister Pistorius und ähnlich Denkende zu verweigern.

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