Leserbriefe

Es sind andere Zeiten angebrochen

Achim Fischer, Nürtingen. Zum Leserbrief „Befürworter sind jetzt aufgerufen“ vom 9. Februar und zu den Artikeln „Nürtingen braucht Wachstumspolitik“ vom 7. Februar und „Nürtingen will auf Schuldenbremse treten“ vom 5. Februar. Herr Geyer, seines Zeichens Vorsitzender der Jungen Union Nürtingen, was er natürlich in seinem Leserbrief nicht erwähnt, kritisiert den „vorgeschobenen Bürgerbeteiligungswahn“ und die „zukunftsverweigernde Neinsagerpolitik“. Diese Zitate könnten auch von Ludwig XIV. aus dem 18. Jahrhundert stammen. Wie kann das niedere Volk es wagen, gegen die Obrigkeit aufzubegehren?

Dass diese Einstellung in der CDU immer noch verbreitet ist, mag nicht überraschen, dass derartige Aussagen von der Jungen Union kommen, entsetzt indes umso mehr. Anscheinend gehen zeitgemäße, transparente Demokratie und die rückwärtsgewandte, den Bürger ausgrenzende Politik auch für die zukünftigen christlichen Politiker nicht konform. Anstatt sich zu fragen, warum es immer mehr Bürger für notwendig erachten, ihre spärliche Freizeit zu opfern, um sich für die Zukunft ihrer Gemeinde stark zu machen, sucht man die Fehler erst mal bei den anderen. Man sollte doch davon ausgehen dürfen, dass Gemeinde- oder Stadtrat, dessen Mitglieder sich übrigens freiwillig für dieses Amt aufstellen ließen, auch ausschließlich zum Wohle der Stadt entscheiden, den Willen der Bürgermehrheit repräsentieren und vor allem auch respektieren. Wer allerdings nur Kraft seines Amtes die Entscheidungsgewalt besitzt und dies nicht durch Leistung rechtfertigt, der muss früher oder später mit Gegenwehr rechnen.

Hölderlinhaus, Großer Forst, Wörth et cetera, um nur einige der jüngsten Fehltritte zu nennen, die engagierte Bürger auf den Plan rufen, waren in der Vergangenheit wohl nicht genug! Jetzt müssen weitere Beweise für rückwärtsgewandte Politik ohne Weitblick und ohne Investitionsbereitschaft zukünftig noch mehr Bürger aufschrecken. Die Posse um die FKN, die angedrohte Schließung der Jugendkunstschule, die Kürzung der Mittel für die Musikschule et cetera zeugen sicher nicht von Weitblick und davon, dass man unsere Kinder und Jugendlichen als den für unsere Zukunft maßgeblich bestimmenden Teil anerkennt. Einen einzigen Vorteil hat die Politik unserer großen drei Gemeinderatsfraktionen und unseres Herrn Oberbürgermeisters allerdings: Immer mehr Bürger treibt es aus lauter Verzweiflung dazu, sich in ihrer Freizeit zum Wohle ihrer Stadt zu engagieren, um das geradezubiegen, was unsere gewählten Bürgervertreter verbocken.

Im Ländle und in den Großstädten hat es sich bereits herumgesprochen, bis es in die Gemeinden dringt, dauert es wohl noch ein wenig: Die Zeit der Sonnenkönige ist vorbei!

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