Leserbriefe

Erst bestehende Mängel beseitigen

Kuno Giesel, Nürtingen. Zum Artikel „Kärcher soll Messe-Halle mitfinanzieren“ vom 19. Oktober. Hochmut kommt vor dem Fall. Ja, es stimmt, zeitweise ist es recht eng auf der Stuttgarter Messe. Aber nicht nur für die Aussteller, auch für die Zulieferer der Aussteller (Messebauer et cetera). Immer wieder kommt es bei Auf- und Abbau zu Engpässen, langen Wartezeiten und langen Wegen, da zeitweise nicht ausreichend Platz für die Lkw vorhanden ist. Zum Teil gibt es auch Wartezeiten, da man an Personal spart und die Vorbereitungen zum Abbau (unter anderem Teppiche entfernen) zu lange dauern oder man an der Ausfahrt zeitweise bis zu 15 Minuten in der Schlange steht.

Mit dem Bau einer weiteren Halle werden sich die Zustände für Messebauer nicht verbessern, eher verschlechtern. Noch mehr Ausstellungsfläche heißt bei großen Messen noch mehr Messebauer, noch mehr Lkw und auch noch mehr Pkw, mit denen die Arbeiter kommen (die oft dazu noch teure Parkgebühren zahlen müssen). Da sie meist Werkzeug dabeihaben, werden sie kaum mit Nahverkehrsmitteln kommen. Auch diesen Monat kam es wieder zweimal zu extremen Engpässen beim Abbau, weil nicht ausreichend Platz für die Lkw vorhanden war. Selbst bei der Motek waren nur fünf von den neun Hallen belegt. Meiner Ansicht nach ist es nicht Größenwahn, sondern einfach die Gier, wenn die Messe noch größer werden soll. Ich habe regelmäßig auf der Messe zu tun, kenne nur wenige Veranstaltungen, welche von allen Hallen belegt werden. Oft laufen auch zwei oder drei Messen parallel. Wenn davon die eine oder andere sich von Stuttgart abwendet, haben die anderen mehr Platz.

Und wäre es so schlimm, wenn im Gegenzug zu den abgezogenen, größeren Messen aus Sinsheim die eine oder andere kleine Messe nun von Stuttgart nach Sinsheim gehen würde? Aber auch Karlsruhe oder Friedrichshafen würden sich sicherlich freuen, wenn sie ein kleines Stück vom Kuchen abbekämen und sich deren Betrieb besser rechnet. Und sollte doch die eine oder andere große Messe abspringen, ist für die kleineren Messen wieder mehr Platz. Da Stuttgart die zehntgrößte Messe in Deutschland ist, wird es für größere Veranstaltungen eh nicht ganz einfach, eine andere Messe zu finden, die noch Platz hat. Bei den internationalen Messen ist es zum Teil auch vom Veranstalter und dessen Sitz abhängig, wo sie stattfinden. Interessant ist vielleicht in diesem Zusammenhang die weltgrößte Messe für Windenergie in Husum. Es gibt Pläne, dass sie nach Hamburg abwandern soll, da Husum nur eine Messehalle hat und alle zwei Jahre für die WindEnergy zusätzlich große Zelte aufgestellt werden (2012 waren es sieben Zelte). Obwohl viele über die Zustände schimpfen, wollen auch viele in Husum bleiben. Es wäre auch schön, wenn die Messe erst mal für die Behebung der bestehenden Mängel sorgen würde, bevor sie an eine weitere Halle denkt.

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